Wenn es um den König ging, mußte alles stimmen: Ein
frischgestutzter Bart und ein gründlicher Besuch im Badehaus
waren da noch das Mindeste. Aber so entspannend ein Bad auch sein
mochte, nun war davon nicht mehr viel zu merken. Hauptmann Mendrion
schwitzte aus jeder Pore. Und je länger er noch warten
mußte, desto wahrscheinlicher wurde es, daß der
König ihn gleich mit den Worten ‘Wascht Euch
erstmal!’ gleich wieder rauswerfen würde.
Mendrion war nervös. Da half es auch nichts, daß er dem
König schon früher begegnet war, oder daß er
zusammen mit dessen Söhnen Kriegskunst studiert hatte und
sogar soweit gehen konnte zu behaupten, daß sie als seine
Freunde waren - solange er nicht wußte, warum er hier war,
anstatt mit seiner Einheit Scharmützel im Grenzgebiet
auszufechten, war es ihm heiß und kalt.
Und jetzt stand er vor der Tür des Audienzraumes und konnte
nicht hinein. Soviel zum Thema ‘Mendrion! Der König
verlangt Euch zu sehen, sofort!’ Zwei Soldaten standen auf
dem Gang Wache, doch sie konnten ihm auch nicht sagen, wie lange er
noch warten mußte. Geschah ihm Recht. Wenn sich Mendrion noch
die Zeit für einen Besuch im Badehaus nahm, sollte auch der
König entscheiden können, was er mit seiner Zeit tat.
Immerhin war er der König.
Neben der Tür stand eine hölzerne Bank, aber Mendrion
mochte sich nicht setzen. Ein königlicher Hauptmann sollte
immer stehen, in Bereitschaft sein, immer kampfbereit sein, oder
zumindest so aussehen. Mendrion konnte sich eigentlich nur zwei
erfreuliche Gründe denken, warum der König ihn
herbestellen sollte: Um ihm einen Orden zu verleihen und ihn zu
befördern, oder um ihm die Hand seiner Tochter anzubieten. Und
beides war mehr als unwahrscheinlich. Für Rang und Orden hatte
einfach noch nicht genug Krieg stattgefunden, und was die Hand der
Tochter anging… Mendrion buhlte seit einiger Zeit mehr oder
weniger halbherzig um Leota, aber zum einen war er da nicht der
einzige, und zum anderen war die Prinzessin an einer Heirat
offenbar ebensowenig interessiert wie irgendein anderes Mitglied
der königlichen Familie. So warb Mendrion, wie alle anderen
auch, nur sehr verhalten um sie. Derjenige, der am plumpsten und
lautesten aufführte, war der letzte, der diese Frau gewinnen
sollte. Aber derjenige, der sie am Ende bekam, hatte ein
Generalspatent so gut wie in der Tasche. General Mendrion - das war
jede Heirat wert. Selbst mit einer Frau wie Leota, der man nun
vieles nachsagen konnte, aber keinen Liebreiz. Der einzige
Liebreizende in dieser Familie war noch der jüngste Sohn,
Jaro, der Sanftmütige. Aber auch das rettete den jetzt nicht
vor dem Krieg. Er war jetzt dort, kommandierte oder kämpfte,
wie es sich für einen Erben Vigilanders gehörte - oder
auch für Mendrion, der statt dessen hier vor verschlossenen
Türen stand…
»Mendrion. Also doch«, sagte eine wohlbekannte Stimme
hinter ihm.
Mendrion fuhr herum. »Dannen?« Es gelang ihm nicht, die
Verwirrung aus seiner Stimme herauszuhalten, und das entging dem
anderen Mann nicht.
»Was willst du fragen?« Dannen grinste kurz und schief.
»Warum ich ausgerechnet jetzt ausgerechnet hier
bin?«
Mendrion schüttelte den Kopf. »Sowas hinterfrage ich
nicht. Dein Vater ist ja wohl auch gerade hier. Ihr werdet schon
wissen, was ihr tut. Nein, das war mehr ein ‘Bist du es
wirklich, Dannen?’-Dannen.«
Er kannte Dannen jetzt seit Jahren, und nie hatte der einen Bart
getragen. Man erkannte ihn daran unter hunderten von Männern:
Dannen, der Bartlose. Und so oft der auch behaupten mochte, das sei
alles nur, weil er es leid war, mit seinem älteren Bruder
verwechselt zu werden, war es doch immer mehr ein Akt der
Auflehnung gegen seine Familie, Bruder, König, das Land, alles
- wie es eben so war mit zweitgeborenen Söhnen. Irgendwann
gewöhnte man sich daran und gab nicht mehr viel darauf, bis
man es eines Tages nicht einmal mehr bemerkte. Das Bärtigste,
was Mendrion je an Dannen gesehen hatte, waren Stoppeln nach einer
durchzechten Nacht. Aber das hier waren keine Stoppeln mehr. Da
wuchs ein Bart an Dannen. Und das veränderte ihn mehr, als
wenn sein Bruder Gerrat sich seinen Bart abrasiert hätte. Man
mußte wirklich zweimal hinsehen, um zu wissen, daß es
wirklich Dannen war. Oder ihn, wie es Mendrion getan hatte, an der
Stimme erkennen. Der Bart schien Dannen nicht gut zu tun -
zumindest sah der Mann nicht so aus, er wirkte blaß und
übernächtigt. So durften Männer aussehen, wenn sie
aus dem Krieg zurückkamen, aber nicht, bevor auch nur die
erste Schlacht geschlagen war!
Das Vertrauteste an Dannen war noch sein Grinsen, auch wenn es
zwischen den Haaren etwas verloren wirkte. »Ich habe doch
immer gesagt, ohne Bart sehe ich nicht so dick aus. Jetzt
weißt du, warum.«
Mendrion wollte schon etwas Kameradschaftliches erwidern, als ihm
die beiden Soldaten vor der Tür wieder einfielen - sie mochten
ihre Münder halten, nicht aber ihre Augen und Ohren. Hinter
der Tür war immer noch der König, und Dannen war immer
noch dessen Sohn. Pflichtschuldig ging Mendrion auf ein Knie.
»Dannen - erlaubt mir, Euch die Aufwartung zu
machen.«
»Ich bin erfreut, Euch wohl zu sehen…« Dannen
schnaubte. »Hauptmann - spar dir das Gerede und mach dich
nicht lächerlich!« Sein Tonfall war nicht das, was an
einen Ort wie diesen gehörte. Ausgerechnet Dannen war doch
sonst derjenige, der Wert auf Ruf und Ehre seines Hauses legte!
Kurz fragte sich Mendrion… - aber nein, Dannen war
nicht betrunken. Er war nur verändert. Offenbar mußte
etwas vorgefallen sein, und das nicht erst gestern - aber Mendiron
hatte auch zuviel Zeit damit verbracht, mit seinen
Hinterwäldern durchs Hinterland zu stampfen -
währendessen konnte anderswo der Nilomar aufbrechen… Es
war nicht an Mendrion, Fragen zu stellen. Nicht jetzt, nicht
hier.
Mendrion nickte also nur und richtete sich wieder auf, klopfte sich
den Staub von den Knien. »Wie du willst - ich weiß
nicht, was dein Vater mit mir vorhat, aber vielleicht können
wir zwei hinterher noch ein Bier zusammen trinken.«
»Von mir aus«, sagte Dannen ohne große
Begeisterung. »Aber verzeih mir, wenn ich nicht in Feierlaune
bin.« Und offenbar auch nicht in Redelaune - er beließ
es bei der Andeutung mit düstererer Stimme. »Was willst
du überhaupt hier?«
»Na, wenn ich das wüßte!« Es wunderte
Mendrion doch schon, daß nicht einmal Dannen Bescheid zu
wissen schien - normalerweise sprach sich der König doch wohl
mit seiner Familie ab. Aber vielleicht doch nur mit dem
Erstgeborenen? »Ist Gerrat auch da?« fragte Mendrion -
und begriff, daß er in eine offene Wunde griff, als ein
Schatten über Dannens Gesicht zog, der seine Augen für
einen Moment grün funkeln ließ.
»Frag nicht«, sagte Dannen. »Frag nicht. Ich kann
dir nichts sagen. Nichts zu meiner Familie, und auch sonst nichts.
Du mußt mir nicht mehr hintenrein kriechen, damit ich dich
zum General schlage - wenn es dir darum geht, Freunde mit Status zu
haben, such dir andere.«
Seine schroffen Worte trafen Mendrion hart - nicht einmal wegen der
Ausdrucksweise, sondern wegen der Unterstellung. War Mendrion so
durchschaubar? Dabei stimmte es nicht einmal, zumindest nicht
so.
»Was ist denn los?« fragte Mendrion rundheraus, und
jetzt konnten ihm die Türsteher auch egal sein. »Hat er
dich enterbt? Verstoßen? Oder was?«
Jetzt lachte Dannen, und noch immer war keine Spur von
Vergnügen darin. Die beiden Soldaten blickten derweil mit
besonderem Nachdruck in eine andere Richtung. »Mich enterben
- wie will er das anstellen? Die einzige Möglichkeit,
Vigilanders Blut wieder aus mir rauszubekommen, führt durch
einen abgeschlagenen Kopf. Oder einen glatten Stich durchs Herz,
und soweit geht er dann nicht. Nur beinahe. Falls er mich nachher
da drin erwähnt, was ich nicht glaube, wird er dir sagen,
daß ich in Ungnade gefallen bin und Hausarrest habe.«
Er klopfte Mendrion auf die Schulter, und dabei schien er dann doch
fast ein wenig amüsiert. »So schnell geht das - da
hätte er fast seinen eigenen Sohn umgebracht! Was dich
betrifft, Mendrion - ich hoffe, du kommst da an einem Stück
wieder raus, sonst wird das nichts mit dem Bier nachher. Ich
weiß ja nicht, warum der alte Mann dich sehen will - aber man
hört hier ja so einiges, und dazu gehört, daß er
deinen Namen gebrüllt haben soll. In bemerkenswerter
Lautstärke.«
Und endlich war da wieder sein altes Grinsen, aber es war nicht
mehr an Mendrion, sich darüber zu freuen. »Also dann -
viel Glück!« Dannen wandte sich zum Gehen.
»Warte noch!« rief Mendrion ihm nach. Ihm war
plötzlich sehr, sehr unwohl zumute, heiß und kalt und
flau. Manchmal hatte Dannen ein Talent dafür, wirklich das
Falsche zu sagen. Dann mußte Mendrion jetzt eben selbst
für andere Gedanken sorgen!
»Was denn noch?« fragte Dannen barsch.
»Magst du mir wenigstens sagen, ob deine Schwester auch hier
ist?«
Dannen lachte. Für ihn war Mendrions Interesse nichts Neues -
tatsächlich hingen Mendrions ganze Hoffnungen an ihm und
seinen Vermittlungen - und auch das wußten sie beide.
»Leota?« fragte Dannen, als ob er sich sonst vor
Schwestern nicht retten konnte. Aber wenigstens schien der Name
für ihn kein rotes Tuch zu sein wie sein Vater oder sein
Bruder. »Ja, die ist auch hier - aber mach dir keine
Hoffnungen: Sie ist nicht allein…« Und mit einem
boshaften Grinsen verschwand er um die Ecke.
Mendrion schickte ihm noch einen gemurmelten Fluch hinterher. Dann
straffte er sich, biß die Zähne zusammen, und wartete
darauf, daß der König ihn endlich aufrufen ließ.
Schlimmer als Dannens Andeutungen konnte das schließlich kaum
noch werden.
»Hauptmann
Mendrion!«
»Jawohl!« bellte Mendrion und stand stramm, als sich
die Doppelflügeltür zum Audienzsaal auftat.
»Hauptmann Mendrion, Ihr seid aufgerufen
einzutreten!«
»Jawohl!« wiederholte Mendrion und gehorchte. Schnellen
und festen Schrittes trat er ein. Er wußte, wie sehr der
König Trödelei haßte, wenn es auch zügig ging.
Und nicht nur der König - auch er selbst, was das betraf. Er
zuckte nur kurz zusammen, als hinter ihm die Tür wieder
zugeschlagen wurde. Und stutzte. Es war niemand da.
Niemand außer dem König, hieß das.
Hauptmann Mendrion war schon mehrmals dem König begegnet. Dann
war ein General dabei, und Gerrat oder andere Angehörige, ein
Schreiber, Leibwachen - der Audienzsaal war nicht ohne Grund so
groß. Nun war war niemand da, außer dem
König… Mendrion wurde schlecht.
»Verschließt die Türen!« rief der
König, nicht zu Mendrion, sondern durch ihn hindurch, und
durch die Tür, zu seinen Männern. »Ich will nicht
gestört werden.« Und dann: »Mendrion.« In
einem Tonfall, der keinen Orden versprach und keine Tochter.
Sondern Ärger.
»Majestät.« Pflichtschuldig ging Mendrion auf die
Knie, zum zweiten Mal an diesem Tag. Und zum zweiten Mal an diesem
Tag stieß er damit auf wenig Gegenliebe.
»Spart Euch das Gehabe und steht auf. Es ist niemand hier,
der Wert legt auf solchen Firlefanz.« In diesem Moment
begriff Mendrion, wie sehr Dannen mit dem Bart doch seinem Vater
ähnelte, mehr noch als seinem Bruder. Der König winkte
Mendrion zu sich. »Ihr seid spät dran, also kommt
gefälligst!«
Mendrion verkniff sich die Bemerkung, daß der König ihm
warten gelassen hatte, wie auch jede andere. Er gehorchte nur. Der
König saß nicht auf seinem Thron und legte
offensichtlich auch keinen Wert auf Etikette, aber er war immer
noch der König. Mit ebenso unwirscher wie anklagender Geste
deutete er auf einen Satz Schriftrollen, die vor ihm auf dem
großen Besprechungstisch lagen.
»Da - was sagt Ihr dazu? Erkennt Ihr die wieder?«
Mendrion fehlte die Erfahrung mit anderen Königen und ihren
Audienz- und Thronsälen, aber in diesem hier war sicher der
Tisch wichtiger als der Thron. Ein großer Tisch, ohne
Stühle, um den man herumgehen konnte, groß genug, um
Platz für eine sehr große Landkarte des Feindeslandes zu
bieten. Im Vergleich dazu machten die Soldlisten auf dem dunklen
Holz einen sehr verlorenen Eindruck.
»Soldlisten«, sagte Mendrion, seltsam befremdet. Mit
Soldlisten hatte er wenig zu schaffen. Wenn er nur deswegen hier
war - sollte er sich einen Rüffel fangen, weil er und seine
Männer am Ende weniger Rekruten abgeliefert hatten als jede
andere Einheit? Das war nicht Mendrions Schuld, soviel stand
fest!
»Eure Soldlisten, Mendrion. Kommen sie Euch bekannt
vor?«
Ehrlicherweise schüttelte Mendrion den Kopf. »Sehen
für mich alle gleich aus, Majestät. Der Schreiber hat
sich darum gekümmert.« Ach ja, der Schreiber. Das Beste
am eigentlichen Krieg war, daß man dafür keinen
Schreiber mehr um sich haben mußte.
Der König lachte dröhnend und wenig belustigt.
»Dann schaut sie Euch nun gut an, solange Euer Kopf noch an
Eurem Nacken festgewachsen ist. Her. Wer ist das?« Mit einem
mächtigen Finger zeigte er mitten auf einen der
Bögen.
Der sicherste Weg war der sicherste. »Ich kann nicht
-«, begann er.
Der sicherste Weg war auch oft der kürzeste. »Jetzt sagt
nicht, Ihr könnt nicht lesen!« Wo Mendrion eine laute
und befehlsgewohnte Stimme hatte und in der Lage war, den ganzen
Tag lang Kommandos zu geben ohne heiser zu werden, drang die des
Königs durch Mark und Bein. Dazu schlug er mit der flachen
Hand auf den Tisch, daß die Pergamente einen schreckten
kleinen Hüpfer taten.
Mendrion sagte nichts, starrte auf seine Hände und nahm die
Schriftrolle. Es war nicht so, daß er nicht lesen konnte. Man
wurde kein Hauptmann, wenn man nicht wengistens ein paar Buchstaben
beherrschte. Aber er las nicht viel, nicht gut, und nicht gern. Er
brauchte es auch nie. Wo keine Schreiber waren, gab es für
gewöhnlich auch nur wenig Schrift. Ab und an mal eine
Depesche, vielleicht, und selten an Mendrion. Aber lesen konnte er.
Er gab es nur nicht gern zu. Man hatte nur Scherereien, wenn die
Leute das erst einmal wußten, und lästige Arbeit. Jeder
rechnete damit, daß wer lesen konnte auch schrieb. Und damit
hatte Mendrion es nun wirklich nicht.
Aber als sein Blick auf den Bogen fiel, erstarrte Mendrion.
Dafür mußte er nicht lesen können. Dafür
reichte schon die Erinnerung. Die rechte Spalte, fein
säuberlich Kreuz über Kreuz unter Kreuz. Große
Kreuze. Kleine Kreuze. Dünne Kreuze. Krakelige Kreuze. Und
mittendrin ein komisches Geschnörkel, das kein Kreuz war und
auch keines sein wollte. Und Mendrion wußte genau, von dem
das kam.
Varyn. Er hätte es sich denken müssen, daß die
Scherereien mit diesem Jungen niemals ein Ende nahmen. Innerlich
fluchte Mendrion. Laut sagte er: »Gut. Und um was oder wen
geht es jetzt?«
Der König grollte. »Euer Gesicht verrät mir,
daß Ihr das bereits wißt.«
Trotzdem schüttelte Mendrion nochmals den Kopf. Er konnte
jetzt lügen, soviel er wollte - die Wahrheit selbst war es,
die ihn jetzt alles kosten konnten: Gleich würde der
König verlangen, Varyn zu sehen. Und dann mußte Mendrion
damit rausrücken, daß Varyn, ausgerechnet Varyn, ihm
desertiert war. Und wie sehr er sich darüber gefreut
hatte…
»Mit der Liste habe ich nichts zu tun«, sagte er
schnell. »Caion wird Euch da weiterhelfen können - ich
merke mir doch nicht alle Namen von den -«
»Verdammt!« brüllte der König, daß
Mendrion unwillkürlich einen Satz rückwärts machte.
»Ich rate Euch, Mendrion - verkauft mich niemals, hört
Ihr - niemals, für dumm! Euer verdammter Schreiber war der
Erste, den wir zu dieser verdammten Liste befragt haben, und er
verweist auf Euch! Ihr seid der Hauptmann, und wenn Ihr das noch
einen Tag länger bleiben wollt, macht gefälligst Euer
verdammtes Maul auf! Wer ist dieser Kerl?«
Mendrion atmete tief durch. »Varyn«, sagte er dann.
»Ein ziemlich verkrachter Junge aus einem von diesen
Bergdörfern. Hat meine Truppe gestört, gesoffen und sich
geprügelt. Irgendwann ist er abgehauen, und ich war froh drum
- so einer hätte nicht in Vigilanders Armee gehört, das
könnt Ihr mir glauben.«
Der König hörte ihm mit eingefrorener Miene zu.
»Und das wagt Ihr mich so direkt ins Gesicht zu sagen?«
fragte er langsam und kalt.
Und in diesem Moment entschied sich Mendrion doch für die
Wahrheit. Er kannte den König nicht so gut wie Dannen oder
Gerrat, aber bei denen kam man auf die direkte Art immer weiter.
»Nein, tu ich nicht«, sagte Mendrion. »Mir
wär’s lieber, ich hätte den Jungen nie im Leben
getroffen. Oder es hätte ihn nicht gegeben. Aber Ihr habt
gefragt, Majestät.«
Zumindest lachte der König jetzt wieder. »Na, wenigstens
scheint Ihr Euch noch an den Burschen zu erinnern - das ist mehr,
als Euer Schreiber zugeben mochte. Um so besser, Mendrion - denn
Ihr werdet mir diesen Kerl heranschaffen. Sofort.«
»Heranschaffen?« fragte Mendrion vorsichtig.
»Ja, heranschaffen. Ihr habt ihn laufen lassen, jetzt bringt
Ihr ihn mir zurück. Wie oder woher, das ist mir
egal.«
Mendrion atmete tief durch, straffte sich, und nahm dann allen Mut
zusammen. Irgendwie machte ihm die Aussicht, allein gegen das ganze
Heer Loringarils antreten zu müssen, weniger Angst als:
»Majestät - erlaubt mir eine Frage.«
Der König schnaubte. »Fragt zu. Erwartet keine Antwort,
aber fragt.«
»Gut. Danke.« Mendrion schluckte. »Warum?«
fragte er dann.
»Warum was?«
»Warum Ihr solch ein Aufhebens um einen ordinären
Deserteur macht. Nein, noch anders: Warum Ihr ein solches Aufhebens
um einen Fußsoldaten macht, noch ehe Ihr überhaupt
wißt, daß er desertiert ist.« Er schwieg,
abwartend.
»Sprecht weiter«, sagte der König leise.
»Sagt, was Euch auf der Seele brennt. Ich werd Euch nicht vom
Denken abhalten können, also sagt, was Ihr denkt.«
»Es ist Folgendes.« Auch Mendrion sprach leise, nicht
absichtlich, sondern weil seine Stimme nicht mehr hergeben wollte.
Er war heiser. »Mir ist dieser Junge von Anfang an
aufgefallen, weil man merkte, daß er auf Ärger aus war.
Aber Ihr seid ihm nie begegnet, zumindest nicht daß ich
wüßte - und doch habt Ihr ihn Euch aus der Soldliste
rausgepickt, ausgerechnet ihn aus einer Auswahl von ich weiß
nicht wie vielen Namen - und da wüßte ich schon gerne,
warum. Es sei denn, er ist Euch in Wirklichkeit völlig
gleichgültig, und Ihr habt es statt dessen auf mich abgesehen
und Vergnügen daran, mich statt in den Krieg zurück ins
Hinterland zu schicken.«
Der König umrundete den Tisch und blieb direkt vor Mendrion
stehen. Daß er dabei sein gefürchtetes schwarzes Schwert
an der Seite trug, machte die Sache nicht leichter. »Hat Euch
mein Sohn gegen mich aufgehetzt, oder warum nehmt Ihr Euch so
wichtig?«
»Euer Sohn?« Noch einmal versuchte Mendrion unschuldig
zu spielen. Immerhin, der König hatte mehrere Söhne,
drei, wenn nicht sogar vier, je nachdem, zu welchem er sich gerade
bekannte und zu wem nicht.
»Ja, mein Sohn - welchen werde ich wohl meinen? Drei sind im
Krieg, wo sie hingehören, und einer spukt hier durch die
Gänge, um mir das Leben schwer zu machen - und ja, ich
weiß, daß er gerade mit Euch gesprochen hat.«
»Aber nicht von Euch«, sagte Mendrion schnell, und das
war die Wahrheit. »Trotzdem, genug von ihm - was hat es nun
mit Varyn auf sich?«
»Varyn.« Zum ersten Mal sprach auch der König
diesen Namen aus, langsam, grollend, rollend, wie zwei Wörter,
jede Silbe mit Gewicht. »Hat er sich wirklich Varyn
genannt?«
»Ja, Majestät. Er hat mir nie Grund gegeben, daran zu
zweifeln, daß er wirklich so hieß. Selbst sein kleiner
Bruder hat ihn bei diesem Namen -«
»Es ist kein Name!« brüllte der König.
»Es ist Hochverrat.«
In diesem Moment beschloß der
Hauptmann Mendrion, seinen König zu hintergehen. Das, was er
noch über Varyn wußte und noch nicht erzählt hatte,
würde er für sich behalten - seine Beobachtungen, all die
Momente, in denen Varyn mehr wie ein Geschöpf des Himmels
erschien oder des Abgrunds denn wie ein Mensch. Alles seltsame.
Nichts davon mußte der König wissen. Und Mendrion
würde statt in den Krieg ins Hinterland ziehen. Er hatte keine
Ahnung, wohin Varyn mit seinem Bruder verschwunden war - da konnte
er ebensogut die Zeit nutzen und ein paar Weingüter aufsuchen,
eine Gegend, wo die Männer in den Krieg gezogen waren und die
schönen Frauen sich vor unbestimmter Sehnsucht
verzehrten… Mendrion wollte nicht Varyn schützen. Aber
sich selbst.
»Ein Hochverräter?« sagte er. »Das kann ich
mir gar nicht vorstellen!« Er konnte es wirklich nicht.
»Der Junge war vielleicht sechzehn, siebzehn Jahre alt, und
überhaupt - was sollte ein Hochverräter draußen in
den Bergen, wo sie Kohle hauen?«
»Ich sagte nicht, er ist ein Hochverräter«,
erwiderte der König. »Woher auch - Ihr kennt den
Burschen, ich nicht. Habe keine Ahnung, wer er ist, oder was -
darum will ich ja auch, daß Ihr ihn mir anschleppt, und zwar
lebendig. Fragen könnt Ihr Euch sparen; es reicht, wenn ich
weiß, worum es geht.«
Mendrion neigte sein Haupt. »Wie Ihr wünscht,
Majestät. Ich werde mein möglichstes tun. Aber ich kann
Euch nicht versprechen, daß ich ihn wirklich -«
»Mendrion!« unterbrach der König ihn schroff.
»Schaut mich an! Ihr habt einen Eid auf mein Haus geleistet,
und gleich werdet Ihr mir noch einen leisten, und Ihr findet den
Burschen!«
»Aber es ist ein großes Land, Majestät«,
versuchte es Mendrion nochmals und rechnete jeden Moment mit einer
Ohrfeige. »Ich werde ihn suchen, aber er kann inzwischen
überall sein.«
»Ihr sagt, er ist desertiert!« blaffte der König.
»Seid kein Dummkopf! Wohin rennen Deserteure, wenn nicht
sofort, dann früher oder später? Zu ihren Liebchen oder
heim zu ihren Familien! Hatte der Junge ein Liebchen?«
Mechanisch schüttelte Mendrion den Kopf und verriet gleich
zuviel von dem, was er wußte. »Nein, zu jung, wenn Ihr
mich fragt. Und was die Familie angeht - er war ein Waisenkind,
sagte er.«
»Ha! Und so steht es in eurer Soldliste.« Der
König bleckte die Zähne. »Aber Ihr habt eben selbst
einen Bruder erwähnt. Also glaubt mir - wenn er irgendwo
hingelaufen ist, dann heim. Und dort werdet Ihr Eure Suche
anfangen. Treibt alles zusammen, was Ihr über ihn erfahren
könnt. Und dann bringt ihn mir.«
»Aber warum?« platzte es noch einmal aus Mendrion
heraus, weil er die verfänglichere Frage ‘Und was ist
für mich dabei drin?’ nicht anders
zurückdrängen konnte.
»Weil ich es so sage.« Der König machte langsam
einen Schritt zurück und zog dabei sein Schwert. »Und
wenn Ihr unbedingt noch eine andere Antwort darauf haben wollt, so
lautet sie: Weil die Sicherheit meines Reiches bedroht ist, und
nicht nur durch Loringaril.«
Und schon wünschte sich Mendrion, niemals gefragt zu haben.
Auf der einen Seite war er, wie wohl jeder andere auch, neugierig.
Aber auf der anderen Seite gab es Dinge, die wollte man lieber gar
nicht wissen. Und dazu gehörte, was für eine Gefahr von
einem Jungen ausgehen konnte, der kämpfte wie ein Engel. Oder
warum das Mendrion überhaupt nicht verwunderte.
»Vergebt mir, daß ich zu fragen gewagt habe«,
murmelte Mendrion. »Ich werde Euch nicht mehr
enttäuschen.« Und hatte doch genau das vor…
»Vor allem werdet Ihr mich nicht mehr
täuschen«, dröhnte der König, und einen
Moment lang war in seinen Augen dieses grüne Funkeln, das
Mendrion zuvor bei Dannen aufgefallen war. »Glaubt nicht, ich
werde Euch einfach so ziehen lassen, auf daß Ihr mir eine
lange Nase dreht und Euch ins süße Landleben
stürzt!« Was immer Vigilanders Gaben für seine
Kinder sein mochten, der König war in jedem Fall ein
Menschenkenner - aber welcher Vater von fünf Kindern war das
nicht? »Zunächst mal werdet Ihr mir einen heiligen Eid
leisten, auf mein Schwert.«
Mendrion nickte nur. Er hatte bereits einen Eid auf dieses Schwert
geleistet, als er zum Hauptmann geschlagen wurde - mehr als
absoluten Gehorsam konnte der König nicht von ihm verlangen,
und nicht von ihm bekommen. Ob er nun doppelt schwor konnte beiden
Männern, und sogar dem Schwert, gleich sein. Als Mendrion sich
niederkniete, mußte er kurz an Varyn denken, der vor ein paar
Wochen noch das gleiche getan hatte, aber mit größerem
Ernst… Mendrion verbannte den Gedanken schnell - das war
noch eines von den Dingen, die der König nicht zu wissen
brauchte - aber es war schon zu spät. Der Gedanke war kurz,
aber nicht unbemerkt geblieben.
»Was gibt es da zu grinsen?«
»Es ist das dritte Mal, daß ich heute vor Eurem Haus
knie«, sagte Mendrion schnell, »aber das erste Mal, bei
dem man mich nicht dafür auslacht.« Gut gerettet.
Hoffentlich.
Doch der König schnaubte. »Mir ist egal, wie Ihr
schwört - von mir aus könnt Ihr dabei auf dem Kopf
stehen, solange Ihr auf mein Schwert schwört, auf mein und bei
Eurem Blute.«
Wieder nickte Mendrion. Niemals entschuldigen. Der König
haßte und verachtete Entschuldigungen. »Ja,
Majestät. Ich schwöre, Ich werde meinen Auftrag
ausführe, wie Ihr es mir befehlt, und alles daransetzen, die
Ermittlungen in diesem Fall voranzutreiben.«
»Schweigt, Narr!« Der König zog erbost das Schwert
fort. »Ihr schwört nichts, was ich Euch nicht sage. Und
habe ich Euch gesagt, daß Ihr die Ermittlungen führen
werdet?«
Wütend erhob sich Mendrion. »Ja, sagtet Ihr. Eben noch.
Ihr wolltet den Jungen und alles wissen, was mit ihm -«
»Aber nicht durch Euch.« Der König atmete sichtbar
durch. »Mit der Ermittlung werde ich jemanden beauftragen,
der die Hintergründe kennt. Jemand, dem ich vertrauen kann.
Ein Mitglied meiner Familie.«
»Auch dann werde ich meine Pflicht tun«, sagte Mendrion
ruhig. Innerlich betete er, daß der König ihm Dannen
mitgeben würde - das machte dann Sinn, daß der nicht im
Krieg war und hochoffiziell in Ungnade, um inoffiziell dunklen
Bedrohungen nachzujagen. Dannen konnte man vielleicht dafür
begeistern, die Suche in den Weinbergen zu beginnen - nicht einmal
abwegig, wenn man Varyns Durst kannte und sein Gelübde
außer Acht ließ, das der Junge ohnehin niemals
durchhalten würde. Dannen, bitte laßt es Dannen sein!
Nicht Rul, Mendrion konnte Rul nicht ausstehen - dessen Geburt war
Mendrion ja noch egal, aber der Kerl war ein unerträglicher
Eiferer und Streber, der es jedem beweisen mußte, und
Mendrion, der selbst hoch hinaus wollte, konnte wie alle von diesem
Schlage Gleichgesinnte schlecht ertragen. Und Jaro, der mochte ein
netter Jungr sein, der im Krieg ebensowenig verloren hatte wie in
seiner Familie - der Junge war einfach zu flaumig für
Mendrions Gesellschaft. Also Dannen, bitte. Mit Gerrat konnte er ja
kaum rechnen. Gerrat war im Krieg. Wo er hingehörte. Wo jeder
hingehörte. Wo Mendrion hingehörte.
»Freut Euch nicht zu früh, wenn Ihr meine Wahl
hört«, sagte der König. »Sie ist nicht
für -«
Und in diesem Moment flog die Tür auf - nicht die große
Doppelflügeltür, sondern die kleine am Ende des Raumes,
durch die der König selbst seinen Audienzsaal betrat- und
Leota stürmte herein.
Sie war sichtlich aufgebracht, wenn nicht sogar erregt, und
Mendrion konnte nicht umhin festzustellen, wie schön sie war.
Vor allem, wenn man sie in normalen Kleidern zu sehen bekam und
nicht in einer Rüstung. Und sie ihr schwarzes Haar offen trug,
statt die üppigen Locken in einen Knoten zu zwingen. Und bei
diesem Kleid mußte einfach auch erwähnt werden,
daß auch nicht nur ihren Locken üppig waren… Und
ihre Augen, Himmel, diese Augen… Mendrions Verstand sagte
ihm, daß er diese Augen schon kannte, Dannen, Gerrat, die
anderen Brüder, sogar der König hatte die gleichen. Aber
hier war es etwas anderes. Mendrion wünschte sich, die
Elomaran hätten wirklich einmal etwas für die Welt getan
und all ihre Kinder Töchter sein lassen. Und wo er gerade beim
Wünschen war, dann doch bitte auch noch, daß sie nur
gekommen war, um ihn zu sehen, und daß ihre Erregung ihm
galt… Aber fast alle Engelsgeborenen waren Männer. Und
Leota war da, um ihren Vater zu sehen. Mendrion dagegen
würdigte sie keines Blickes. Keines zweiten, zumindest.
»Entschuldige, Vater, aber ich muß dich
sprechen!«
Ihr Vater blieb ganz König, als er die Stirn runzelte und
streng auf seine Tochter hinunterblickte. »Leota, ich sagte,
ich will nicht gestört werden!«
»Nur für einen Augenblick, Vater. Es ist wegen
Hana.«
Mendrion wußte, daß nichts davon für seine Ohren
bestimmt war, und machte ein paar höfliche Schritte
rückwärts - gerade genug, um noch jedes Wort verstehen zu
können. Den Saal zu verlassen, ohne daß der König
ihn verabschiedete, wäre aber auch zu unverschämt
gewesen. Nicht für Mendrions Ohren, aber als Wissen im
Zweifelsfall sehr, sehr nützlich.
»In einem Augenblick komme ich zu dir.« Der König
bileb kurz angebunden. »Und glaub mir, ich hätte dich
auch gleich aufgerufen. Aber jetzt -«
»Hana geht es schlecht!« unterbrach ihn Leota.
»Und sie muß -«
»Ich sagte, jetzt nicht!« Wenn der König schon mit
seiner einzigen Tochter so redete, erklärte das zumindest zum
Teil Dannens schlechte Laune. »Das hier ist
wichtig!«
»Hana ist auch wichtig!« schrie Leota zurück.
»Den ganzen Tag über versuche ich es dir schon zu sagen,
jetzt reicht es mir! Hana muß immerzu speien, und ich glaube,
sie ist -«
»Bin ich ein Heiler? Such einen Heiler, und stör mich
nicht!«
»Sie ist schwanger!«
Mendrion schüttelte bei sich den Kopf. Entweder war er
wirklich unsichtbar, oder sie hatten ihn vergessen, oder man
maß ihm nicht mehr Bedeutung zu als einer Ameise. Es war
schwer, nicht mitzuhören. Und dabei wußte er noch nicht
einmal, wer Hana war. Außer schwanger. Dannens Geliebte? Das
konnte dann wirklich alles erklären… Aber ausgerechnet
Dannen? In ein Kopfschütteln paßte viel, wenn niemand
dabei zusah.
»Schwanger? Hana? Hana ist schwanger?« Man konnte fast
meinen, der König sei schwer von Betriff oder zumindest schwer
von Gehör, aber das stimmte nicht - er brauchte nur etwas
länger, um sich von einem König in einen Vater zu
verwandeln. Und mit diesen Worten wurde seine Stimme erst
ungläubig und dann erfreut, ohne dabei jemals leiser zu
werden. »Aber - das ist doch prachtvoll! Warum hast du mir
das nicht schon früher gesagt?«
Leota schüttelte den Kopf und verdrehte ihre schönen
Augen. Dann blickte sie zu ersten Mal Mendrion an und nickte still,
wie zu einem Verbündeten und doch verächtlich, und
Mendrion hoffte, daß sich das nicht auf ihn beziehen sollte.
Er hob die Hände, das hatte für sein Mithören
Entschuldigung genug zu sein.
»Ich glaube«, sagte Leota etwas leiser,
»daß es nicht wirklich eine prachtvolle Zeit für
so etwas ist. Und Hana ist ganz und gar nicht glücklich
dabei.«
»Das legt sich wieder, glaub mir, wenn sie erst einmal
aufhören zu spucken, ist das mit den Frauen ganz
anders.« Der König, wenn er sich etwas in den Kopf
gesetzt hatte, behielt seine Ansicht um jeden Preis. Und seine
Ansichten hatten für die ganze Welt, oder zumindest für
ganz Doubladir, zu gelten. Ein Kind, auf das er sich freute, hatte
jeden zu freuen. Aber immer noch besser sorum, als wenn er gegen
das Kind war… »Also, sag der armen Kleinen, sie soll
sich keine Sorgen machen. Sie wird ihn heiraten, sobald der Krieg
gewonnen ist, und das ist nicht mehr lang hin. Sag ihr, das Kind
wird kein Bastard, und sie wird Königin.« Und damit war
wohl alles gesagt, und der König wandte sich wieder Mendrion
zu.
»So. Wo waren wir stehengeblieben?«
»Aufbrechen«, sagte Mendrion knapp. Es stand ihm nicht
zu, auf das einzugehen, was ihn nichts anging - und gratulieren
konnte man dem König und dem glücklichen Vater immer
noch, wenn das Kind einmal da war. »Den Jungen suchen. Ihr
wolltet mir ein vertrauenswürdiges Mitglied Eurer Familie zur
Seite zu stellen.«
Und so verwandelte sich der Mann wieder vom Vater zum König.
»Nicht zur Seite. Denkt daran, wo Euer Platz ist,
Mendrion.«
Mendrion nickte kurz. »Dem ich unterstellt werde,
also.«
Der König lachte. »Es steht vor Euch.«
Mendrion war in diesem Moment wohl der einzige, der vor
Überraschung umzukippen drohte. Es enttäuschte den
König sichtlich, daß Leota offenbar nicht auf das
achtete, was ihr Vater mit einem niederen Hauptmann zu besprechen
hatte, denn er sagte scharf: »Leota!«
Jetzt blickte sie wieder hin. »Vater?«
»Ich sagte, ich hätte dich in einem Moment rufen lassen.
Du wirst diesen Hauptmann Mendrion in die Berge begleiten, Leota.
Er wird dein Führer sein, und du wirst den Fall untersuchen,
von dem ich dir berichtet habe.«
Mendrion suchte noch nach passenden Worten, um seine Freude
auszudrücken, ohne daß sie zu offensichtlich wurde -
diese große Ehre, Stolz, und so weiter - als ihm die
Königstochter selbst die Dankesrede abnahm. Und das mit den
entschiedenen Worten: »Nein, das werde ich nicht
tun!«
Es mußte einiges hier geschehen sein, daß die Kinder so
offen gegen ihren Vater rebellierten. Trotzdem nahm Mendrion diesen
Ausspruch weniger als Indiz auf denn mehr als Beleidigung. Er
schwieg lieber. So oder so wäre er nicht zu Wort gekommen
gegen den König.
»Du wirst tun, was ich dir auftrage, Leota! Ich bin kein
Hanswurst, der sich von seiner Brut auf der Nase herumtanzen
läßt - und auch wenn das einer deiner Brüder anders
sieht, du wirst gehorchen!« Und wieder war dieser schroffe
Ton in seiner Stimme, ganz der oberste Befehlshaber, dem sich
niemand widersetzen sollte.
Außer Leota, offenbar. Man mußte sie dafür
bewundern. Zumindest Mendrion tat es. Fast. »Nein, Vater.
Meine Aufgabe ist es, in diesem Krieg zu kämpfen wie meine
Brüder, oder wie du. Nicht du hast sie mir aufgetragen,
sondern Vigilander selbst - es ist mein Erbe ebenso wie deines, und
meine Verpflichtung.« Eine Rede, wie sie vor ein Heer
gehörte, so flammend und mit Inbrunst vorgetragen, daß
man fast versucht war, sie ernst zu nehmen - aber eine Frau wie
Leota gehörte nicht in den Krieg, und der König
wußte das.
»Nein«, sagte er. »Ich habe dich den Kampf
gelehrt wie deine Brüder. Ich lasse dich ein Schwert
führen, und du wirst es auf deiner Reise auch an deiner Seite
tragen, ohne daß dich irgend jemand daran hindern wird - aber
dieser Krieg ist nicht dein Krieg, und du wirst darin nicht
kämpfen.« Und dann sagte er, leise, aber Mendrion
hörte ihn noch: »Drei geliebte Söhne von mir
kämpfen in diesem Moment in diesem Krieg. Ich werde nicht
ruhig schlafen, bis ich nicht weiß, daß zumindest meine
Tochter lebendig zu mir zurückkehren wird. Vigilander hat uns
diesen Krieg geschenkt, aber auch ich brauche jemanden, für
den ich kämpfen kann.«
Bewegende Worte. Zumindest für Mendrion. Leota, die sich
vielleicht schon zu oft gehört hatte, schnaubte. »Dann
kämpf für Dannen. Solange er hier ist, wird dir ein Kind
bleibe - schick ihn doch mit deinem Hauptmann in die Berge! Aber
ich gehe dorthin, wo ich -«
»Du gehst mit Mendrion!« donnerte der König
widerspruchserstickend. »Und habe ich mit einem Wort
behauptet, daß Dannen hierbleibt? Er wird dich
selbstverständlich begleiten! Oder glaubst du - glaubst du
wirklich - ich lasse meine Tochter mit einem Mann allein, der es
ebenso eilig hat, in deine Wäsche zu kommen wie du in den
Krieg? Niemals!«
Und damit war dann wohl das letzte Wort gesprochen. Leider auch
für Mendrion.
Es war die Aussicht auf ein Bier mit
Dannen, die Mendrion half, den Tag in Würde zu
überstehen. Ohne vor Wut zu heulen, ohne wild um sich zu
schlagen, sogar ohne zu fluchen wo ihn jemand hätte hören
können - Mendrion gab sich ganz als Meister der reglosen
Miene, aber als er dann in den Wirtskeller trat, wo er sich mit dem
Königssohn verabredet hatte, sah sein Plan nicht mehr ein
kleines Bier vor, sondern vielleicht zwanzig. Es gab Momente, da
brauchte man das, und Dannen gehörte zu den wenigen Leuten,
mit denen das ging. Mendrion betrank sich nicht vor Untergebenen
und nicht vor Vorgesetzten, und allein machte es keinen Spaß.
So waren Mendrions Möglichkeiten, als Säufer zu enden,
sehr eingeschränkt. Dannen war nun nicht unbedingt ein
gleichrangiger Freund - so wichtig konnte und wollte sich Mendrion
nun doch nicht nehmen - aber zumindest einer, der einem Bier
ebensowenig abgeneigt war wie mehreren davon. Und die Tatsache,
daß Mendrion vor Wut fast zu platzen drohte, paßte doch
gut zu der von Dannen so offen zur Schau getragenen
Gemütslage.
Als Dannen sich dann endlich blicken ließ - und seine
Verspätung half kaum zur Aufmunterung - war Mendrion willens
und bereit, sich an diesem Abend unfeierlich und bodenlos zu
betrinken. Im Geiste gab er schon jetzt Varyn die Schuld an seinen
Kopfschmerzen vom kommenden Tag. Und dem König. Sogar Leota,
zumindest so ein bißchen. Und Varyn, und dem König -
»Wartest du schon lange?« fragte Dannen und ließ
sich auf die Bank gegenüber plumpsen. Und als Mendrion nur die
Schultern zuckte, fügte er hinzu: »Nimm es leicht. Jede
Stunde, die du warten mußt, kannst du dich mehr daran freuen,
daß dir dein Kopf für heute erhalten geblieben
ist.«
Mendrion bemühte sich um ein Grinsen, aber von einem Lachen
war er noch mehrere Biere entfernt.»Na gut«, sagte er.
»Immerhin, die Nacht ist noch jung.«
»Wie alt willst du sie denn werden lassen?« Dannen hob
skeptisch seine Augenbrauen. »Ich wollte mein Bier trinken
und dann wieder verschwinden.«
Mit solchen Tönen hatte Mendrion nicht gerechnet. Nicht aus
Dannens Mund, zumindest. »Hat - hat dein Vater noch irgendwas
gesagt?« fragte er heiser und versuchte gleichzeitig, den
Wirt zu sich hinüberzuwinken.
»Worüber gesagt?« fragte Dannen.
»Darüber, daß ich höchstpersönlicher
Leibwächter der Ehre meiner Schwester sein soll? Oder,
daß wir drei jetzt gemeinsam das Glück haben, diesen
Krieg in der Ferne zu überleben? Was willst du hören?
Soll ich dir gratulieren oder dich tränenreich
bemitleiden?«
Dumpf schüttelte Mendrion den Kopf. »Ich schlage vor,
wir betrinken uns«, sagte er düster. Und sah Dannens
müde Belustigung.
»Ich werde dich gewiß nicht zurückhalten«,
sagte der. »Aber erwarte nicht, daß ich
mitziehe.«
Mendrion hob entschuldigend die Hände. »Ich will dir
nicht reinreden - war nur eine Idee, nachdem ich mich heute
maßlos über deinen Vater aufregen mußte. Wenn du
nicht willst, kein Problem. « So sollte dann auch Mendrion
gezwungenermaßen nüchtern bleiben. Er betrank sich nicht
vor Untergebenen, Vorgesetzten, allein - oder als einziger.
»Kann ich wenigstens in Ruhe mit dir reden?«
»Kommt drauf an über was«, erwiderte Dannen
kühl. »Erwarte nicht, daß ich mich zu Dingen
äußere, die dich nichts angehen.« Sein Blick,
kälter und wacher als seine Stimme, warnte schon jetzt davor,
die falschen Fragen zu stellen und war vielleicht auch die Antwort,
warum Dannen sich untreu werden und nüchtern bleiben
wollte.
»Es geht um Varyn«, sagte Mendrion. »Und komm mir
jetzt nicht und sag, der geht mich nichts an - ich weiß,
daß er mich angeht, dafür kenne ich den Jungen zu gut,
und dafür hat er mir schon zuviel Ärger
eingebrockt.«
»Zu dem kann ich dir nichts sagen.« Ruhig griff Dannen
nach seinem inzwischen eingetroffenen Bierkrug und trank und
ließ Mendrion die Hoffnung, daß er es sich noch anders
überlegen würde. »Ich kenne den Jungen nicht.
Erzähl du mir lieber, was du über ihn weißt.«
Er schob Mendrion den zweiten Krug hin, eine doppelte
Aufforderung.
Einen Moment lang zögerte Mendrion. Früher oder
später würde Dannen - wie auch seine Schwester - alles
über Varyn erfahren, was Mendrion wußte. Über
irgend etwas mußten sie sich ja auch unterhalten, wenn sie
erst einmal unterwegs in die Berge waren. Aber dann konnten die
beiden nicht gleich alles brühwarm dem König
weitererzählen… »Kommt schon noch«, sagte
Mendrion. »Wenn eßein muß, kann ich mich
stundenlang über den Kerl aufregen.« Er ließ
offen, ob er damit Varyn meinte oder den König. »Aber
was mich wirklich umtreibt - und wenn du dich nicht mit mir
betrinken magst, kannst du es mir auch gleich sagen - wie kommt
dein Vater ausgerechnet auf meinen Varyn? Woher wißt ihr,
daß der Junge, unter Tausenden von Rekruten, eine Landplage
ist?« Das Bier war kühl und bitter und tat gut,
verlangte aber immer noch nach mehr.
Dannen lachte. »Treibt dich um, nicht wahr?« Seine
Augen und Zähne blitzten vor Vergnügen. »Wenn du
wählen müßtest - die Wahrheit, oder die Chance, bei
meiner Schwester zu landen - was wär dir lieber?«
Jetzt konnte Mendrion wenigstens lachen. »Dannen, deine
Schwester schaut mich mit dem Arsch nicht an - und selbst wenn,
kann sich da immer noch was entwickeln, wenn wir erstmal unterwegs
sind - aber der Wahrheit kann man nicht so einfach an den Hintern
tatschen.«
»Das war gut, das merke ich mir.« Dannen langte quer
über den Tisch und klopfte Mendrion auf die Schulter.
»Und ganz ehrlich, ich würde auch nie auf eine Frau
setzen, wenn es um sowas geht.«
Bei dem Stichwort hätte Mendrion jetzt fast nach der
geheimnisvollen Hana gefragt, doch er verkniff es sich. Alles zu
seiner Zeit, und Varyn zuerst. »Und die Wahrheit?«
fragte er.
»Sicher daß du sie wissen willst?« Dannens Stimme
war wieder düster. »Nimm mich, ich kenne ein paar
Wahrheiten, die ich gern wieder zurückgeben würde, wenn
ich könnte.« Auch hier bohrte Mendrion nicht nach.
»Aber das hier - das ist schon fast eine nette Abwechslung
dagegen. Gefällt mir. Gefällt keinem außer mir,
aber mir gefällt es. Dein Varyn kann meine ganze Familie in
den Abgrund stoßen, und du weißt so gut wie ich,
daß sie das verdient hätte.« Er bleckte die
Zähne und lehnte sich wieder zurück.
»Aber warum?« Mendrion konnte sich nicht erinnern,
dieses Wort jemals so oft an einem Tag gebraucht zu haben.
»Woher wollt ihr das wissen? Ihr seid ihm nie
begegnet.«
Dannen leerte sein Bier. »Bleibt es unter uns?«
Mendrion nickte. Er hatte nie mit irgend jemandem über Varyn
geredet, warum sollte er also plötzlich damit anfangen?
»Je mehr ich durch dich erfahre«, sagte er leise,
»desto mehr gebe ich dir ab von dem, was ich
weiß.«
»Damit am Ende doch noch eine Nacht mit meiner Schwester
rausspringt?« Dannen schüttelte den Kopf. »Es ist
eigentlich ganz simpel. Ich war nicht dabei, als der alte Mann die
Soldliste durchgearbeitet hat, und es wundert mich, daß er
sowas überhaupt tut - aber der Eintrag von deinem Varyn
muß doch selbst dir ins Auge gesprungen sein; den Unterschied
zwischen einem Kreuz und keinem Kreuz solltest du wohl noch
erkennen.«
Mendrion lächelte. »Ach ja, seine eigenen
Zeichen.« Typisch und lästig, aber nichts, woran
Mendrion nun den Fortbestand des Königshauses festgemacht
hätte. »Denk dir, er hat sogar angeboten, mir seine
Schrift beizubringen.«
Was eine witzige Anekdote sein sollte, um die Stimmung etwas
aufzulockern, ließ Dannen sichtbar zusammenzucken. Er sagte
nichts, bevor er sich nicht doch noch ein zweites Bier genommen
hatte. »Und?« fragte er rauh und tonlos und machte sich
noch nicht einmal die Mühe, sich das Bier aus dem Bart zu
wischen - war wohl noch nicht daran gewöhnt, einen zu
haben… »Hast du das Angebot angenommen?«
»Natürlich nicht! Eine Maulschelle hat er sich für
die Dreistigkeit gefangen. Was will ich mit so einem
Geschnörksel?«
»Und hat er das sonst noch jemandem gezeigt? Freunden
vielleicht?«
»Freunde?« Das Wort ließ Mendrion auflachen.
»Der hat keine Freunde. Der Wirrkopf hat einen Bruder, oder
Halbbruder, oder Stiefbruder, das will ich gar nicht wissen - aber
ich habe den nie mit solchen Zeichen gesehen und kann mir nicht
vorstellen, daß er damit was am Hut hat - aber was hat es
jetzt damit auf sich? Varyn hat sich seine eigene Schrift
ausgedacht, das ist verrückt, aber -«
»Das ist nicht seine eigene Schrift!« fiel ihm Dannen
ins Wort. »Das ist unsere.«
Mendrion sagte nichts. Dieser Moment war da, um Dannen stumm und
fragend anzublicken. Und der würde das schon erklären -
nach einem Augenblick der Stille und einem Schluck Bier.
»Unsere Schrift«, wiederholte Dannen dann. »Wir
Engelsgeborenen haben von den Elomaran so ein paar Dinge geerbt -
mehr oder weniger sinnvolle Gaben, überragendes Aussehen,
eindrucksvolle Artefakte - und außerdem eine Sprache und
Schrift, die uns ganz allein gehört. Und den Elomaran,
natürlich, aber ganz sicher nicht irgendwelchen hergelaufenen
Rekruten aus irgendwelche Bergdörfern.« Dannen
lächelte knapp. »Versteh das nicht falsch, Mendrion, wir
werden nicht mit dieser Sprache geboren, wir müssen sie lernen
wie jede andere auch, und ich kann sie nicht einmal besonders gut.
Aber sie ist immer noch etwas Geheimes, Privates. Wir schwimmen ja
nicht gerade im Gold, da wollen wir zumindest unsere Sprache
behalten.«
Mendrion blies Luft durch die Backen. »Kann ein Zufall
sein«, meinte er dann. »Solche Schnörkel kann
jeder mal malen.«
Zwinkernd hob Dannen eine Augenbraue. »Du sprichst von der
Schrift der Elomaran, ist dir das bewußt? Natürlich kann
das Zufall sein - aber nicht, wenn sein Name Varyn ist.«
Diesmal mußte Mendrion nicht mehr wie ein Trottel auftreten.
Er begann zu verstehen, mehr, als ihm lieb war. »Das
heißt, was er da… geschrieben hat« - es fiel ihm
schwer, das als Schrift anzusehen - »ist
Varyn?«
»Nicht ganz«, sagte Dannen. »Das Wort heißt
Varyniel, aber das ist schlimm genug. Irgendwer hat deinem
Rekruten Elomond beigebracht. Und von uns war das keiner. Der alte
Mann meint, vielleicht ist der Junge ein Spion aus dem Ausland,
aber -«
»Kein Spion wäre so dämlich, sich in einer geheimen
Schrift in die Soldliste einzutragen«, vollendete Mendrion
den Satz für ihn. »Er sieht wohl durchaus wie ein
Ausländer aus, wenn du es genau wissen willst, aber - nein,
kein Spion. Zu auffällig.«
Dannen schüttelte den Kopf. »Du denkst zu einfach. Wenn
du es mal zum General bringen willst, bricht dir das noch das
Genick. Nehmen wir mal an, der Junge will an den König ran,
oder an sonstwen aus der Familie - dann ist das hier genau der
richtige Weg. Erst Aufmerksamkeit erregen, dann hintenrum…
tun, was immer er tun will.«
Nochmals schüttelte Mendrion den Kopf. »Dann wäre
er aber nicht einfach abgehauen.« Er wollte nicht, daß
Varyn ein Spion war. Er wollte nicht, daß Varyn irgend
etwas war. Er wollte nicht darüber nachdenken müssen,
und nicht schuld sein. Besser, das Thema zu wechseln. »Und
dieses Varyn - oder Varyniel - was bedeutet das jetzt?«
»Hab ich dir nicht gesagt, die Sprache ist nur für Engel
und ihre Brut?« Dannen schob seinen leeren Krug auf der
Tischplatte hin und her, doch er füllte nicht nach.
»Selbst, wenn du das wüßtest, ändert es
nichts mehr. Ich kann mir keinen Reim darauf machen, aber das
muß ich wohl, wenn ich den Fall untersuche - also, wenn ich
Leota dabei entschütze, meine ich.« Er nickte Mendrion
noch einmal zu und erhob sich dann. »Von mir war’s das
für heute, genug Bier und genug Geschwätz. Mehr darfst du
ohnehin nicht wissen.«
Auch Mendrion stand auf. Sitzenbleiben, alleine weitertrinken, das
war seine Welt nicht. Sein Zorn auf den König war unbemerkt
verraucht, der auf Leota sowieso, und immerhin hatte er jetzt
erfahren, um was es da mit Varyn überhaupt ging.
»Ach, eine Frage hätt ich doch noch«, kam es dann
abrupt aus ihm heraus. »Keine Sorge, hat nichts mit dem
Kohlenjungen zu tun.«
»Was dann?« Dannens Gesicht verriet keine Freude
darüber, daß diese Frage dann wohl offensichtlich
privater Natur sein mußte.
Hinterher sollte sich Mendrion noch oft in den Hintern beißen
und wünschen, den nun folgenden Satz nie gesprochen zu haben.
Nicht, nachdem Dannen in seiner eigenen Rauchwolke davon
gestürmt war und wohl nur noch sein Schwert suchte, um ihm den
Krieg zu erklären. So aber fragte Mendrion, allzu arglos:
»Wer ist eigentlich diese Hana? Und von wem von euch ist sie
jetzt schwanger?«
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