Was hatte Anders mit der Bibliothekstür gemacht, bis sie
nachgab? Hatte er dagegen geschlagen, getreten, sich dagegen
geworfen? Anders mochte stärker sein als Halan, aber im Kampf
mit einer Tür war er vermutlich unterlegen. Er konnte Halan
mit dem Gesicht gegen eine Wand schlagen, ihm die Nase brechen,
aber… hätte Lorimander diesen Schlag
ausgeführt…
Die Nachkommen des Engels der Stärke waren keine
riesenhaften, muskelbepackten Bestien. Aber ihr Erbe war Kraft,
reine körperliche Kraft, die es Lorimander ermöglicht
hatte, Selmars Schädel zu zerschmettern, das Tor, das
große, undurchdringliche Eichentor aufzubrechen. Die
Delegation aus Loringaril war fort, samt Kutsche und Reitern. Als
Halan das Schloßtor erreichte, fand er es zerstört vor.
Und die Wachen am äußeren Tor? Niedergeritten. Schwer
verletzt, aber lebend. Über der Straße tanzte noch der
Staub. Lorimanders Flucht konnte noch nicht lange
zurückliegen, nicht länger als ein paar Minuten. Halan
rechnete, versuchte sich zu erinnern, wie lange es dauerte, Pferde
zu satteln, eine Kutsche einzuspannen. Ember hatte schnell
reagiert, aber nichts geplant. Er mußte –
Einer der verletzten Männer stöhnte.
»Ruhig«, sagte Halan. »Gleich kommt
Hilfe.« Er hoffte es. Helfen konnte er selbst nicht. Er war
kein Heiler. Und er durfte diese Männer auch nicht
berühren.
Er trat durch das Tor. Was war mit dem Fallgitter? Wer hatte es
hochgezogen? Er blickte nach oben. Niemand. Lorimander mußte
es gepackt und hochgeschoben haben. Es hing schief in seiner
Verankerung, rührte sich nicht, als Halan versuchsweise den
Hebel zog.
Als Halan auf die Straße hinaustrat, um sich die Wegspuren
anzusehen, überkam ihn das unsichere Gefühl, das er
jedesmal hatte, wenn er das Schloßgelände verlassen
mußte. Die übliche Vertrautheit, die Nähe seines
Engels, verschwanden, als existierten sie auf dieser Seite des
Tores nicht. Ein Gefühl von Gewöhnlichkeit,
Sterblichkeit, ging von den schiefen kleinen Lehmhäusern aus,
die sich entlang der Straße aneinander kauerten. Und
Bedrohung. Halan merkte, daß er beobachtet wurde. Hier war er
noch nie gewesen. Er war diese Straße eilig entlanggeritten,
hatte sie im Inneren einer Kutsche befahren, aber noch nie hatten
seine Füße diese holprige Kopfsteinpflaster betreten.
Hastig wollte er sich auf das königliche Gebiet
zurückziehen, zusehen, daß Hilfe für die
Verwundeten kam - aber wer sich nicht um den toten Botschafter
kümmerte, der war Anders ins Schloß gefolgt - als er
hinter sich Stimmen hörte.
»He, das ist doch einer von denen! Ist er das?«
Halan zuckte zusammen. Plötzlich füllte sich die
Straße mit Menschen. Sie quollen aus allen Türen,
Dutzende, mit seltsam schwankenden Schritten.
»Der König! Ein Hoch auf den König!«
»Bist du bekloppt? Das ist doch kein König!«
»Ein Hoch auf den König!«
Mit zitternden Knien schaffte es Halan auf seine Seite der beiden
Tore. Dann blieb er stehen. Er konnte nicht einfach weglaufen,
zulassen, daß dieser Pöbel das ungeschützte Tor
durchquerte, in den Schloßpark eindrang. Es war niemand
anderes da. Halan stellte sich unter den Torbogen, hob die Arme und
bemühte sich, einschüchternd auszusehen.
»Zurück!« rief er. »Keinen Schritt
weiter!« Würde auszustrahlen war eine Sache, etwas,
worin Halan geübt war. Autorität war etwas anderes.
»Im Namen Korisanders, fort mit euch!«
»Ich sag doch, das ist kein König!«
»Dann war der König in der Kutsche!«
Es mochten vielleicht ein Dutzend Leute sein, aber Halan war zu
nervös, um sie auch nur zählen zu können. Er
registrierte, daß sie betrunken waren, und er ekelte sich vor
ihnen. Das Volk feierte seinen neuen König, wartete vor den
Schloßtoren, bis die Kanonen erklangen und von der
glücklichen Krönung berichteten. In dieser Nacht hatte es
keine Kanonen gegeben. Das Volk trank weiter, und es war
verunsichert. Man wollte einen König sehen.
»Geht nach Hause!« rief Halan. Sie durften nicht
erfahren, was geschehen war. Wer wußte, wie sie in ihrem
Zustand reagieren würden? Der Geruch von Alkohol kam
näher als die Menschen selbst, die in sicherem Abstand
stehenblieben und Halan anstarrten. Zumindest erkannten sie ihn als
Engelsgeborenen, und die natürliche Scheu vor ihm konnte kein
Bier der Welt vertreiben.
»Wir wollen den König!« rief jemand.
Halan konnte nicht beurteilen, wer der Wortführer war. Er
antwortete nicht, wagte auch nicht, seine Arme sinken zu lassen,
obwohl seine Schultern zu schmerzen begannen. Hinter sich
hörte er Schritte, doch er drehte sich nicht um. An den
Geräuschen war zu erkennen, daß sich endlich jemand um
die verletzten Torwächter kümmerte.
»Halan!« Aralee also auch. »Kommst du
bitte?«
Halan warf einen schnellen Blick über seine Schulter.
»Ich halte das Tor!« rief er.
Aralee, die neben einem der Männer kniete, schüttelte
den Kopf, stand auf und klopfte den Staub von ihren Hosen.
»Daß muß nicht sein. Komm!«
Sie ging zu ihm hinüber, nahm ihn beim Arm und wollte ihn
fortführen, weg vom Tor, zum Schloß hin. Halan riß
sich los.
»Siehst du nicht?« Er zeigte auf die Leute. »Ich
muß das Tor bewachen!«
»Das kannst du überhaupt nicht!« sagte Aralee
scharf. »Halan, du wirst drinnen gebraucht! Dein Onkel
braucht dich!«
»Aber die Leute da -«, versuchte Halan es noch einmal.
»Das Fallgitter…«
»Halan, es ist egal, ob ein halbes Dutzend Narren durch den
Park trampelt oder nicht, hörst du, völlig egal! Es kann
kein größeres Unheil anrichten, als in dieser Nacht
bereits geschehen ist.«
Mit kleinen, bestimmten Schritten und sanftem Druck bewegte sie
ihn auf das Schloß zu. Ihre Hand stützte ihm mehr, als
daß sie ihn schob. Plötzlich konnte Halan nicht mehr
leugnen, daß sein Kopf mit hämmerndem Schmerz
angefüllt war, seine Beine vor Erschöpfung nachzugeben
drohten, ihren Weg nicht mehr von allein gefunden hätten.
»Die Bücher«, stammelte er. »Die Chronik
ist im Unterkeller! Ich muß nachsehen, was zu tun
ist!«
Er registrierte, daß Aralee ihn nicht zum Hauptportal,
sondern zur seitlichen Pforte führte, und er war dankbar
dafür.
»Die Grafen sind erzürnt«, sagte Aralee.
»Sie nehmen ihre Schwäne und reisen ab, überzeugt,
daß es keine Krönung mehr geben wird. Du kannst sie
nicht aufhalten. Laibrin weiß nicht, ob er bleiben soll oder
heimreisen und seinem König Bericht erstatten, aber da ich ihm
ein Schlafmittel gegeben habe, wird sich seine Entscheidung bis
morgen vertagen. Aber das ganze Schloß ist in Aufruhr. Es
gehen die wildesten Gerüchte um, bis hin zu einer Geschichte,
in der Korisanders Statue zum Leben erwacht, die Krone von
Alexanders Kopf nimmt und davonfliegt.«
»Sie wissen von der Totenmagd«, murmelte Halan.
»Anders hat es verraten. Wohin führst du
mich?«
Aralee schob ihn in ein dunkles Zimmer, und bis sie die Lampe
entzündet hatte, gelang es Halan nicht, sich zurechtzufinden.
Dann erkannte er Aralees Zimmer, oder vermutete zumindest,
daß dies Aralees Zimmer war, ein Ort, den er noch nie
betreten hatte.
»Setz dich«, sagte sie und deutete auf einen
seidenbezogenen Sessel. »Du bist zu erschöpft, um zu
stehen.« Sie selbst schien noch wacher zu sein als sonst, und
Halan fiel auf, daß sie sich hektischer bewegte, öfter
blinzelte. Sie verschwand hinter einem Vorhang im Nebenzimmer. Der
Sessel war weich, aber Halan lehnte sich nicht zurück,
versuchte, der Müdigkeit zu widerstehen. Es gab zu viel zu
tun, als daß er hätte schlafen dürfen.
Aralee kam zurück, einen Becher in der Hand. »Ich
möchte, daß du das hier trinkst«, sagte sie.
»Es ist kein Gift, das kann ich dir versprechen. Ich habe
selbst davon getrunken. Es wird dich erfrischen und für die
nächsten Stunden wachhalten.«
Halan fragte nicht, was es war. Er freute sich nicht einmal,
daß ihm Aralee ihr geheimes Giftversteck offenbart hatte.
Aber er vertraute ihr in diesem Moment, war zu müde, es nicht
zu tun, und so nahm er den Becher und trank ihn ohne zu zögern
leer. Es schmeckte unangenehm bitter, nicht wie eine Erfahrung, die
man zweimal machen wollte, und es wirkte nicht. Weder ließen
Halans Kopfschmerzen nach, noch verschwand die bleierne
Müdigkeit aus seinem Körper. Er schüttelte sich.
»Anders hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen«,
sagte Aralee. »Er reagiert nicht, wenn man ihn ruft. Kannst
du es versuchen?«
»Was soll ich tun? Die Tür aufbrechen? Bin ich
Lorimander?«
»Wie du es anstellst, weiß ich nicht, aber Anders ist
dort oben nicht sicher. Ich weiß nicht, was heute noch
geschehen wird, aber die Stimmung kocht langsam über. Wenn
alle Gerüchte zusammenlaufen, wenn sich die angestaute
Spannung entlädt -«
Halans Kopfhaut kribbelte. Er widerstand dem Drang, sich zu
kratzen, und zwinkerte. »Was meinst du?«
»Hier im Schloß leben allein dreihundertfünfzig
Menschen, und die meisten von ihnen sind deiner Familie treu
ergeben, vor allem aber lieben sie deinen Ahn Korisander von ganzem
Herzen, wären bereit, für ihn zu sterben, oder zu
töten. Wenn diese Menschen jetzt anfangen zu glauben,
daß Anders gegen die Elomaran gefrevelt hat - wenn der
Nilomar aufbräche, um das Schloß zu verschlingen,
könnten die Unruhen nicht schlimmer sein.«
Halan schüttelte den Kopf. »Es ist doch alles wieder
ruhig. Es wird keine Aufstände geben. Alle lieben
Anders.«
Aralee blickte ihn reglos an, ihre Augen glitzernd und dunkel.
»Warum sollten sie - wenn nicht einmal du ihn
liebst?«
Halan erstarrte. Er wollte antworten. Aber ich liebe ihn
doch! Es stimmte. Er wußte, daß es gelogen war. Er
antwortete nicht.
»Hier im Schloß weiß jeder, wie er ist. Jeder
kennt seine Wutanfälle. Du bist nicht der erste, den er
grundlos verprügelt hat. Es waren schon zu viele Andere zur
falschen Zeit am falschen Ort.«
»Aber -«, versuchte Halan sie zu unterbrechen, doch
dann wußte er selbst nicht, wie er fortfahren sollte.
»Noch an diesem Tag, das kann ich dir prophezeien, wird es
zum Ausbruch kommen. Viele haben wie wir die Nacht hindurch
gewacht, viele, weil sie arbeiten mußten, andere, weil sie
auf den König warteten, oder auf Korisander selbst. Einige
haben sich enttäuscht schlafen gelegt, sie werden bald
aufwachen, und wütend sein. Andere sind betrunken, wie die
Leute auf der Straße. Hier gibt es niemanden, der nicht vom
Verschwinden der Krone weiß. Und niemanden, der nicht glaubt
zu wissen, was das bedeutet.«
»Aber die Krone wird bald gefunden sein!« sagte Halan.
»Ich lasse Reiter nach Loringaril schicken, und dann
-«
»Bist du so blind, Harold von Korisanders Blute?«
fragte Aralee spöttisch. »Kennst du nur das, was in
Büchern steht, und weißt nicht, wie das Volk auf der
Straße denkt? Es war damals das Volk, das Korisanders Sohn zu
seinem König machte, König nicht von göttlicher
Gnade, sondern der des Volkes, und ebenso hat das Volk die Macht,
jeden König, und sei er zehnmal der Sohn eines Engels, seines
Throns zu entheben. Du kennst die Prophezeiung nicht? Niemand hat
sie jemals aufgeschrieben, denn es war noch niemals nötig,
verstehst du? Dort draußen kann kaum jemand lesen - ihr seid
die Hüter der Weisheit, und ihr hütet sie gut. Willst du
die Worte hören?«
Halan nickte. Sein Kopf war jetzt wieder völlig klar, wach
und klar und bereit, die ganze Welt in sich aufzunehmen.
»Sie ist nur kurz«, sagte Aralee. »Wenn
Korisanders Kinder die Krone verlieren, gehört sie dem, der
sie findet. Das nennt man Engelsurteil.«
Einen Moment starrte Halan sie an, versuchte, ihre Worte nicht zu
verstehen, nicht zu glauben. Aber er verstand sie nur zu gut, und
er wußte, daß es stimmte. Wenn auch nur ein
unbescholtener Bauernbursche morgens aus seinem Haus trat und die
Krone Korisanders draußen in einem Ginsterbusch fand, und sie
an sich nahm, um sie sicher zu ihrem rechtmäßigen
Träger zu bringen, so würde man, sobald er das
Schloß betrat, ihn selbst krönen. Niemand als Anders
durfte die Krone finden, schnell, bevor jemand anderes, vielleicht
der Dieb selbst, mit ihr entkam. Einen kurzen Moment lang hatte
Halan die schreckliche Vision von Ember von Valon auf dem
Engelsthron, die Krone auf seinem Haupt, und zitterte. Was hatte
Aralee ihm da eingeflößt? Natürlich waren seine
Gedanken klar, und sie schossen pfeilschnell durch seinen Kopf,
aber sie waren… irgendwie falsch, nicht so wie er
normalerweise gedacht hätte.
Er trat an das Fenster und streckte seinen Kopf hinaus, um frische
Luft zu schnappen. Unter ihm lag der Burghof, und über ihm
-
»Du und mein Vater, ihr habt euch geliebt, nicht
wahr?« fragte er abrupt und wußte selbst erst einen
Moment später, warum er ausgerechnet jetzt ausgerechnet das
fragte.
Aralee reagierte verärgert. »Das spielt jetzt wirklich
keine Rolle!«
»Wenn es keine Rolle spielt, kannst du es mir ja auch
sagen!«
»Worauf willst du hinaus?« fragte Aralee.
»Gib es endlich zu!«
»Wenn es dich glücklich macht - ja, ich habe ihn
geliebt!«
Halan dachte überhaupt nicht daran, aufzuatmen. »Aber
das bedeutet - ihr mußtet diskret sein. Es durfte niemandem
auffallen, wenn du nachts zu ihm gegangen bist.« Aralee
hörte sich alles sprachlos an. »Wie du schon sagst -
alle Diener erzählen Geschichten, und wenn auch nur eine von
deinen Frauen etwas geahnt hätte… Wo ist die Treppe? Im
Nebenzimmer? Oder hinter dieser Wand?«
»Was meinst du?« fragte Aralee leise.
»Dein Zimmer liegt genau unter dem des Königs, in dem
jetzt Anders ist. Du mußt eine geheime Treppe benutzt haben.
Ich muß zu Anders. Also - wo ist die Treppe?« Halan
wußte, daß auf jeden bekannten Raum des Hauses
mindestens einer, wenn nicht sogar zwei, kam, der auf keiner Karte
erzeichnet war. Keine zwei Flure waren wirklich auf einer
Höhe, und wenn man das Schloß von außen
betrachtete, hatte es mehr Räume als innen. Es
mußte eine geheime Treppe geben!
»Sie muß aber geheim bleiben«, sagte Aralee. Sie
war erschrocken. Jetzt konnte sie Halan nicht mehr einordnen. Sie
ging zum Fenster hinüber, bewegte, wenn er es richtig erkennen
konnte, ein Paneel, und mit einem leisen, gut geölten
Knirschen, glitt die Wand an der anderen Seite des Raumes auf.
Dahinter gähnte Finsternis.
Es dauerte einen Moment, bis Halans Augen die schmale Treppe
erkannten, die sich in der Dunkelheit steil nach oben wand. Er
nickte und stand auf.
»Warte«, sagte Aralee. »Eines noch.«
Halan, schon halb in der finsteren Öffnung, stockte und zog
den Kopf zurück. »Ich habe deinen Vater geliebt, Halan,
wirklich und wahrhaftig, seit dem allerersten Tag, an dem er nur
das Kind, das ich war, gesehen hat. Von ganzem Herzen habe ich ihn
geliebt - nenn mir auch nur einen Grund, warum ich ihn dann
hätte umbringen sollen?«
Halan wußte hierauf keine Antwort. So weit waren seine
Gedanken nie gegangen; nach dem Warum hatte er nie gefragt, und es
interessierte ihn auch nicht. Aber das wollte er jetzt nicht sagen.
Er war dankbar für Aralees Antwort. So zuckte er nur die
Schultern und stieg die Treppe hinauf.
Obwohl seine Augen, die sonst im Dunkel fast ebensogut sehen
konnten wie im Licht, mit einem Mal große Probleme hatten,
sich zurechtzufinden, war der geheime Schnappmechanismus von dieser
Seite aus leicht zu durchschauen. Als Halan seine Finger über
die Innenseite der Tür gleiten ließ, fand er den Riegel
sofort und hatte ihn im nächsten Moment gelöst. Die
Tür glitt zur Seite. Ihm schlug ein allzu vertrauter Geruch
nach Zedernholz entgegen, und er begriff, warum er noch nie zuvor
von dieser Geheimtreppe gehört hatte. Wer sich bis zum
hintersten Ende der Kleiderkammer durchgearbeitet hatte, dessen
Sinne waren von all den wunderschönen Gewändern so
verwirrt, daß er außerstande war, so etwas subtiles wie
eine Geheimtür zu entdecken. Halan kämpfte sich, von
seltsamer Ungeduld beseelt, aus der Kleiderkammer hinaus.
Ärmel schienen nach ihm zu greifen, ihn festzuhalten, und als
Halan nach Luft schnappte, war sie zu dünn zum Atmen. Aber er
wußte, daß nichts davon Wirklichkeit sein konnte, nur
Einbildung, hervorgerufen durch Aralees Trank.
Im Zimmer des Königs - daß es jetzt Anders’ sein
sollte, konnte Halan nicht so recht glauben - war es hell wie der
Tag draußen. Anders hatte zwar seine Zimmertür mit jedem
nur erdenklichen Riegel versperrt, doch nicht einmal die
Vorhänge zugezogen, geschweige denn einen hölzernen Laden
vor dem großen Fenster angebracht. Er lag in seinem Bett, auf
der Seite zusammengerollt, daß es enger nicht ging, die Arme
um die Beine geschlungen, und schlief. Das Schwanengewand hatte er
ausgezogen, aber es war nirgendwo zu sehen. Anders trug immer noch
die selben Untergewänder wie am vergangenen Morgen. Halan
haßte es, ihn jetzt wecken zu müssen, ihm den letzten
Moment Frieden, der ihm vielleicht noch blieb, zu nehmen. Aber es
ging nicht anders.
Vorsichtig streckte Halan die Hand aus, berührte den Jungen
an der Schulter. »Anders… Alexander… du
mußt aufstehen!«
Anders rührte sich. Erst drehte er sich nur im Schlaf, dann
spannten sich die Muskeln unter Halans Hand an, kam Leben in den
Körper. Hastig und erschrocken riß Anders den Kopf hoch,
aber auch Halan erschrak, als er in das Gesicht seines Onkels
blickte, das Gesicht des rechtmäßigen Königs.
Tränen hatten die Überreste der Schminke teils
fortgewaschen, teils verschmiert, teils tiefe Kanäle in das
eingetrocknete Silber gegraben; die Haut darunter glänzte, wie
ein See unter treibenden Eisschollen. Aber das Schlimmste waren
Anders’ Augen. Die Wut war aus ihnen verschwunden, und mit
ihr, wie es schien, alles Leben, alles, was Alexander war.
»Was - wie kommst du hierher?« fragte Anders
entgeistert.
»Durch die Kleiderkammer. Dahinter ist eine Geheimtreppe.
Aber komm jetzt. Ich kann es dir später erklären. Wir
müssen… fort.«
Das Schreckliche an diesem Moment war nicht, das sagen zu
müssen - sondern daß Anders nicht einmal
widersprach.
Er schrie nicht herum, stellt keine Fragen, rappelte sich nur mit
fahrigen, völlig übermüdeten Bewegungen auf und
schlurfte zur Kleiderkammer hinüber.
»Warte!« sagte Halan. Auf dem Waschtisch hinter dem
Vorhang stand noch ein Krug mit kaltem Wasser. Um frisches zu
schicken wäre zu riskant gewesen… aber es mußte
auch so gehen. Anders schüttelte sich, als Halan ihm das
Gesicht mit einem kalten Lappen abrieb, bis fast nichts mehr von
der Schminke zu sehen war, doch er leistete keinen Widerstand.
Danach wirkte er zumindest ein wenig frischer, aber kein
bißchen glücklicher. Wenn er zumindest zornig geworden
wäre! Doch es schien, als sei sein Wille gebrochen. Halan
mußte ihm frische Kleider und ein Obergewand heraussuchen und
ihm beim Anziehen helfen.
»Aralee wird dir gleich etwas geben, daß dich wach
macht«, versuchte Halan Anders aufzumuntern. »Den
rechten Arm hoch. Gut so. Sie bereitet alles vor, damit wir das
Schloß problemlos verlassen können. Und in ein paar
Tagen, wenn sich die Aufregung etwas gelegt hat -«
»Sei still«, murmelte Anders. »Du redest doch
sonst auch nicht ununterbrochen! Deine Versuche kannst du dir
sparen. Es hat doch alles keinen Sinn mehr. Wir können uns
genausogut umbringen. Geht schneller.« Seine Stimme klang
dumpf und tonlos.
»Was?« fragte Halan und ließ entgeistert eine
Sandale fallen.
»Würdevoll, natürlich. Nicht aus dem Fenster
springen. Gift, oder so. Aralee hat doch bestimmt
welches.«
Halan schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht, das von den
Scheuerversuchen noch gerötet war. »Hör auf
damit!«
Anders starrte ihn nur reglos und trübsinnig an. »Du
weißt so gut wie ich, wo die Krone ist, und daß wir sie
nicht wiederfinden.«
»Die Loringarim haben sie gestohlen«, erwiderte Halan.
»Wenn wir uns beeilen, können wir sie noch ein- und
zurückholen.«
Anders schüttelte den Kopf, rührte sich aber sonst
nicht, machte nicht einmal Anstalten, seine linke Sandale, die
direkt neben seinem Fuß lag, anzuziehen. »Du
weißt es besser, wenn sogar ich es weiß. Alle
wissen es besser. Korisander hat seine Krone zurückgeholt,
weil wir sie nicht länger verdienen. Ich verdiene sie nicht.
Niemand sonst kann sie genommen haben.«
»Es gibt viele Möglichkeiten«, wandte Halan ein.
»Die Loringarim -«
»- waren ständig unter meiner Aufsicht. Ember ist der
einzige von ihnen, der den nötigen Verstand hat, und er kann
es nicht gewesen sein. Niemand kann es gewesen sein.«
Endlich gelang es Halan, seinem Onkel auch die andere Sandale
anzuziehen und ihn die Geheimtreppe hinunterzuführen. Er wagte
es nicht, ihn loszulassen, aus Angst, Anders könne straucheln
und fallen. Aralee war nicht in ihrem Zimmer, aber sie kam schnell
wieder zurück.
»Das Schloß erwacht«, sagte sie. »Noch
wird nur geflüstert, doch es scharen sich immer
größere Gruppen um die Störenfriede.«
»Anders kann zu ihnen sprechen«, meinte Halan und
wußte beim Anblick von Anders, der reglos und
zusammengesunken in Aralees Sessel saß, daß er genau
das nicht konnte.
Aralee schüttelte den Kopf. Ihre Finger waren nervös
verknotet. »Ihr müßt fort, die Krone
zurückbringen. Aber noch soll es niemand erfahren. Ihr
wißt, daß es hier einen Fluchttunnel gibt?«
Halan widersprach ihr energisch. »Das ist unmöglich!
Kein Engelsgeborener würde jemals an Flucht denken!«
»Und nicht einmal Korisander, der Allerweiseste unter den
Engelsgeborenen, würde einen Weg ersinnen, um im Fall einer
feindlichen Belagerung die harmlosen zivilen Schloßbewohner
in Sicherheit zu bringen?« fragte Aralee spöttisch.
»Oder weißt du nicht, daß Flucht sehr viel weiser
sein kann als sinnloses Kämpfen?«
Halan antwortete nicht. Anders zuckte die Schultern. Dann begann
er, sich unter Zuhilfenahme seiner Zähne die Handschuhe von
den Fingern zu zerren. Blut quoll hervor, als die Verkrustungen
wieder aufbrachen. Anders blickte auf seine Hände, und
lächelte.
»Korisander hat es die ganze Zeit über
gewußt«, sagte er ruhig, mit einem zufriedenen
Beiklang, der Halan Schauer über den Rücken jagte.
»Für Spielereien ist jetzt keine Zeit«, herrschte
Aralee ihn an. »Zieh dir deine Handschuhe wieder über!
Und trink das!«
Halan kannte den Kelch, den sie nun ihrem Sohn reichte. Auch wenn
er die Wirkung an sich selbst sehr viel später bemerkt hatte,
dauerte es nicht lange, bis sichtbar Leben in Anders kam. Er stand
auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen, während Aralee
versuchte, ihnen den Ablauf der geplanten Flucht zu erklären.
Kurz darauf begann er auch schon, seiner Mutter ins Wort zu fallen.
Halan atmete erleichtert auf. Aber er wollte nicht wissen, wann die
Wirkung der Kräuter verflog, und ob dann die Erschöpfung
kam und ihren Teil zweifach forderte. Noch war der Tag jung.
»Wir brauchen zwei Diener, die loyal hinter uns
stehen«, sagte Anders. »Und eine schnelle Kutsche, aber
eine unauffällige. Du kannst schon anfangen, meine Sachen
zusammenzupacken. Ich brauche keinen Fluchttunnel -«
»Keine Diener«, sagte Aralee gleichzeitig. »Zwei
gute Pferde, wenn wir einen Weg finden, sie zum Tunnel zu bekommen.
Und schlichte Kleidung, die zum Reiten geeignet ist.« Ihre
Stimme klang laut und schrill beim Versuch, Anders zu
übertönen.
Halan ließ sie streiten. Er hatte Besseres zu tun, als hier
über Kutschen und Fluchttunnel zu diskutieren, vor allem, da
er sich für das eine nicht interessierte und über das
andere nicht genug wußte. Als er aufstand und Aralees Zimmer
verließ, um Gänge und Treppen hinunter in den Keller zu
hasten, schoß ihm durch den Kopf, wie bemerkenswert gut sich
Aralee doch mit en verborgenen Teilen des Schlosses auskannte.
Sein Ziel war der Unterkeller, dieses verwirrende, in den Stein
unter dem Schloß gehauene Netz von Gängen und Kammern,
in das man die Bibliothek ausquartiert hatte. Dort war er noch nie
gewesen, aber in diesem Moment machte er sich keine Gedanken
darüber, daß er sich verlaufen konnte. Je weiter er sich
von Alexander entfernte, desto mehr verloren die Dinge an
Bedeutung.
Eine Fackel in der Hand, stieg er die Kellertreppe hinunter. Fast
träumerisch bog er auf der nächsten Ebene in einen Gang
ein, als ihm einfiel, daß er noch viel tiefer hinunter
mußte. Wie viele Keller hatte das Schloß eigentlich?
Halan begann, von Stufe zu Stufe zu hüpfen beim Versuch, sie
zu aufzuzählen: Keller, Eiskeller, Unterkeller,
Verlies… Oder war nicht doch der Eiskeller ganz unten? Halan
ertappte sich dabei, daß er stehenblieb und nachdachte,
über eine Sache, die völlig bedeutungslos war.
Plötzlich wollte er hinabsteigen bis in die unterste Tiefe,
bis in den Nilomar, wollte diesem Schloß alle Geheimnisse,
die es in den letzten Jahrhunderten bergen gelernt hatte,
entreißen… Hier unten konnte man sich auch verstecken,
konnte alle Unruhen und Aufstände abwarten und dann, wenn sich
alles wieder gelegt hatte, zurück ans Tageslicht
treten… Hier unten waren die Bücher. Darauf kam es
an.
Halan hatte erwartet, daß noch eine lange, aufregende Suche
vor ihm lag und war fast enttäuscht, auf der zweiten
Unterebene noch von der Treppe aus auf eine Tür zu leuchten,
auf die, in Kreide nur, aber mit schönen, geschwungenen
Buchstaben, die von seinem Vater oder Anders stammen mußten,
geschrieben stand: Bibliothek (Lager). Sie war nicht
verschlossen. Halans Herz hämmerte, das Blut rauchte vor
Aufregung und seltsamen Tatendrang durch seine Ohren, als er den
Raum betrat. Ein Geruch nach Moder und altem Leder, nach Pergament
und Papier, ein Geruch uralten Wissens schlug ihm entgegen und
trieb ihm die Tränen in die Augen. Alle Vorgänge des
vergangenen Tages hatte er würdevoll und mit Fassung getragen,
aber nun fühlte er, wie ein befreiendes Schluchzen in ihm
aufstieg. Hier waren die Bücher, ungeordnet in die Regale
geräumt, aber unversehrt, ein Teil noch in hölzernen
Kisten verstaut - dort war der Ständer mit den
Landkarten… Mit der Fackel wanderte Halan ehrfürchtig
an den Reihen vorbei, las im flackernden Licht die in Goldschrift
in die Rücken geprägten Titel, und fühlte das
Glück. Für den Tod seines Vaters war er nach Koristir
zurückgekommen, aber erst jetzt war er heimgekehrt.
Jegliches Zeitgefühl verlor sich zwischen Reihen von
Büchern. Halan legte die Fackel nicht aus der Hand, sah nicht
nach, ob er sie vielleicht in eine Wandhalterung stecken konnte -
die Bücher blieben an ihren Plätzen stehen, es reichte
Halan, daß sie dawaren, daß er sie wiedererkannte und
sich ihres Inhalts erinnerte. Zwischen den Büchern war es
egal, wie alt er war, welches Jahr, welches Jahrzehnt draußen
herrschte. Die Bücher brachten ihre eigene Zeit mit sich,
bargen sie, ließen jeden daran teilhaben, der es wagte, sich
dorthin zu bewegen. Hier waren die zahllosen Bände der
Chronik, hier waren Abschriften aller Bücher, die es gab - bis
auf zwei - eine, die Halan nicht hatte fertig stellen können,
und natürlich Tolimanders Buch, das Buch der Gerechtigkeit,
das Buch, das einzigartig bleiben mußte, gehütet von
Tolimanders Erben… Gerechtigkeit…
Plötzlich fiel Halan ein, welcher Tag es war, warum er und
die Bücher hier unten waren. Als wäre dies seine eigene
Chronik, lief der vergangene Tag von Halans Augen ab, als geschehe
alles noch einmal. Nur, daß Halan diesmal schon wußte,
was kommen würde.
Warum war es niemandem aufgefallen? Halan riß das Buch der
Weissagungen und die Landkarte, für die er heruntergekommen
war, an sich und stürmte, ohne auch nur einen Gedanken an die
Dienerschaft, seine Würde und den Anblick, den er bieten
mochte, zu verlieren, die Treppen hinauf. Die Augen der Portraits
in den Gängen folgten ihm vorwurfsvoll, fragten Warum hast
du das nicht gemerkt? Hastig und ohne anzuhalten rannte Halan,
fand den Weg, ohne daran zu denken, daß er nur ein Fremder
war in diesen Mauern. Buch und Karte unter dem Arm, die in zwischen
verloschene Fackel noch immer in der Hand, barst er in Aralees
Zimmer. Es war verlassen. Aber jetzt wußte er, wie die
Geheimtür zu öffnen war.
Wie lang dieser Tunnel war, konnte Halan unmöglich sagen,
weder, was vor ihnen lag, noch, wieviel sie noch zurückzulegen
hatten. Da sie sich nur auf Knien fortbewegen konnten, wurde jeder
Fuß des Weges zu einem Kampf. Halan fühlte den kalten,
feuchten Boden unter seinen Händen, und seine Beine waren
klamm und taub, schmerzten nicht länger von den unebenen
Steinen, gegen die er stieß. Die Luft roch lehmig. Halan
fror. Die Müdigkeit kehrte langsam zurück.
Wie alt mochte dieser Tunnel sein? Warum hatte Aralee ihn
entdeckt, aber niemand vor ihr?
»Kannst du nicht schneller?« bellte Anders hinter ihm
und stieß ihm in die Beine. »Willst du, daß sie
deinetwegen entkommen?«
Halan antwortete nicht. Er schob sich vorwärts, hoffte,
daß der Gang bald ein Ende finden und sich zumindest wieder
verbreitern würde. Mehrmals war er schon mit dem Kopf gegen
die Tunneldecke gestoßen.
Wieder fühlte er einen Schlag gegen seine Unterschenkel.
Wieder kroch er weiter, als ob nichts sei. Es war das einzige, was
er tun konnte. Halan war noch nie auf Streit mit Anders ausgewesen,
und ausgerechnet hier unten, im Finsteren, damit anzufangen,
wäre der helle Wahnsinn gewesen.
»Ich habe gesagt, schneller! Glaubst du vielleicht, ich will
den Rest meines Lebens hier unten verbringen? Beeil dich!«
Noch ein Schlag. Wenn es das nächste Mal passierte,
beschloß Halan, würde er dem Jungen zeigen, wo seine
Grenzen waren. Er würde nach hinten austreten.
Aber Anders drängte weiter, und Halan kroch weiter, langsam
und gleichmäßig, ohne eine Pause zu machen um nach
weiteren hervorstehenden Wurzeln in der Decke zu tasten. Gegen eine
war er bereits gestoßen, das war ein gutes Zeichen - es
bedeutete, daß sie nicht mehr so tief unter der Erde waren,
und bald schon unter dem Wald, und daß dieser Gang ein Ende
nehmen würde. Doch Halans Arme wurden schwer und seine Beine
müde; eine Unterbrechung hätte bedeutet, alle Kraft
endgültig zu verlieren. Das, was der Trank ihm geborgt hatte,
forderte er nun zurück. Sie mußten den Ausgang
erreichen, bevor die Wirkung auch bei Anders nachließ.
Hinter ihm keuchte Anders. »Jetzt mach schneller, die Luft
wird schon ganz dünn! Wenn du dich nicht beeilst, wird sie
gleich ausgehen, und wir müssen ersticken!« Seine Stimme
war höher als gewöhnlich, schriller, nicht
ängstlich, aber erfüllt von Panik. Der nächste
Schlag war heftiger.
Halan war dankbar für die Dunkelheit, die sie verbarg, auch
vor ihren eigenen Augen. Er hätte es nicht ertragen, sie hier
zu sehen, auf den Knien im Dreck. Ihre Fackel hatten sie
löschen und zurücklasen müssen, als die Decke so
niedrig wurde, daß sie gezwungen waren zu kriechen. Durch den
Stein, durch den Lehm… wohin führte dieser Gang? Halan
konnte nicht sagen, wo sie waren, ob sie auf- oder abwärts
krochen. Vielleicht würde sich gleich der Nilomar wie ein
großes Loch unter ihnen auftun und sie verschlingen, ganz
ohne Totenmagd und Zeremonie… Doch sein Verstand sagte
Halan, daß sie sich langsam aber sicher dem Ende des Tunnels
näherten, daß die Luft weniger nach Lehm roch las mehr
nach Erde, fruchtbarer Erde, die lebte und in der Dinge lebten. Er
war froh, auch sie nicht sehen zu können.
Hinter ihm heulte Anders auf. »Wenn du dich schon nicht
rührst, dann laß zumindest mich vorbei, damit wenigstens
einer von uns den Ausgang findet!«
Wieder dachte Halan daran, ihn zu treten, und wieder ließ er
es sein. Sie waren gerade dabei, einem Tumult unbeschadet zu
entkommen. Da mußten sie nicht den Aufrührern die Arbeit
abnehmen und sich gegenseitig verletzten. Zumindest einer von ihnen
sollte die Ruhe bewahren.
Der Gang war zuende. Halan stieß so abrupt gegen eine Wand,
daß er Anders nicht mehr rechtzeitig Bescheid geben konnte
und der Junge ihn fast umrempelte.
»Paß doch auf!« rief Anders. »Was ist
los?«
Vorsichtig richtete Halan sich auf. An seinem Ende war der Gang
wieder höher. Eingetrocknetes Erdreich rieselte Halan ins
Gesicht, als er nach einem Ausstieg tastete. Eine Luke versperrte
die Öffnung und verhinderte, daß irgend eine Form von
Licht den an erhellt hätte. Halan fühlte grob
bearbeitetes Holz und stemmte sich dagegen. Aber wenn sich auch der
geheime Einstieg im Schloßkeller so leicht hatte öffnen
lassen, als würde der Tunnel noch tagein, tagaus benutzt,
verhielt es sich an seinem fernen Ende vollkommen anders. Die
Klappe klemmte.
»Hilf mir!« preßte Halan, dem schwindelig war
von all dem Blut, das die Anstrengung in seinen Kopf drückte
und der nicht wußte, wie ihn seine knie nach dieser
schmerzhaften Kriechtour jemals wieder tragen sollten, hervor.
»Bitte«, fügte er hinzu.
Im nächsten Moment traf ihn ein Schlag von hinten, so
daß ihm die Luft wegblieb und er gegen die Wand gedrückt
wurde. Anders war aufgesprungen und versuchte nun mit aller Kraft -
und er schien viel davon übrig zu haben - die Klappe
aufzudrücken. Immer wieder stieß er sich vom Boden ab,
schlug die Handflächen gegen das Hindernis, als berste er vor
Wut.
»Geh auf!« schrie er. »Geh auf! Geh
auf!«
»Warte!« Halan mußte er dreimal wiederholen, ehe
Anders ihn hörte, reagierte und innehielt. »Es muß
einen Riegel oder so etwas geben, auf unserer Seite. Der
Fluchttunnel darf keine einfache Möglichkeit sein, um ins
Schloß zu gelangen.«
»Einfach ganz sicher nicht«, zischte Anders.
»Und konntest du das nicht früher sagen?«
Gegen seinen Willen mußte Halan lachen, als er sich
vorstellte, wie es wohl aussah - Anders, der wie von Sinnen unter
der versperrten Luke auf und ab hüpfte. »Korisander ist
auch dein Vorfahr«, meinte er trocken. »Du hättest
vor mir auf die Idee kommen können, Alexander von Korisanders
Blute.«
Dies zu sagen war definitiv ein Fehler. Halan hörte noch, wie
Anders tief Luft holte. Einen Moment lang herrschte Stille. Noch
einen. Einen dritten. Halan hielt selbst den Atem an in Erwartung
eines Wutausbruchs, von Schlägen, Schmerzen. Dann, endlich,
atmete Anders wieder aus und sagte mit ruhiger Stimme: »Wenn
ich eine Waffe hätte, wärst du jetzt tot, Halan. Aber du
hast Recht.«
»Was?« Halan verschluckte sich vor Erstaunen.
»Du hast Recht.« Anders Stimme war tonlos. »Es
sollte einen Riegel geben, aber ich finde keinen. Wir sitzen hier
unten fest, ohne Wasser, Luft, etwas zu essen, Licht, und zum
zurückkriechen bist du zu müde, und ich würde auch
nur die Hälfte des Weges schaffen, und wir sind hier unten
eingesperrt und können uns nicht rühren, und Lorimander
sucht mit meiner Krone das Weite, und ich sterbe fast vor
Angst.« Danach herrschte Schweigen.
Halan richtete sich wieder auf und begann, nach einem Schloß
oder Riegel zu tasten. Aber vielleicht war die Klappe gar nicht
verriegelt. Vielleicht lastete ein Gewicht auf ihr, ein
umgestürzter Baum…
»Ich habe keine Angst«, sagte er leise.
»Das macht keinen Unterschied. Du bist müde, das ist
nicht viel besser. Nicht für mich. Ich kann beides nicht
brauchen.«
»Warten wir einfach«, schlug Halan vor.
»Versuchen wir, etwas zu schlafen. Aralee sagte, sie
weiß, wo der Tunnel endet. Wenn sie mit unseren Sachen kommt,
kann sie uns helfen.«
»Seit wann vertraust du Aralee so sehr? Eben noch war sie
es, die mir die Krone gestohlen und uns alle vergiften wollte, und
jetzt… Warum deutest du nicht an, daß sie uns eine
Falle gestellt hast? Daß es keine Anzeichen für einen
Aufstand gab, außer in ihren Schilderungen? Daß erst
Koris stirbt, dann die Krone verschwindet, dann wir, und sie
endlich am Ziel ist, die Herrschaft über das Schloß
erlangt hat? Du sagtest selbst, daß sie die Krone hätte
nehmen können.«
»Anders, sie ist deine Mutter!«
»Und? War sie das vorgestern nicht, als du sie beschuldigt
hast? Du hattest Recht, Halan. Ich hasse es, das zugeben zu
müssen, aber du hattest Recht. Wir sind verloren. Wir werden
hier unten sterben, ganz allein und im Dunkeln.«
Halan hörte auf, nach dem Riegel zu suchen. Er kniete sich
hin, tastete im Dunkeln nach seinem Onkel und schloß ihn in
die Arme, weil er wußte, daß Anders jetzt Trost
brauchen konnte. Im Dunkeln fühlte er Anders’
Wärme, roch Steinstaub und Schweiß. Ohne Parfum, ohne
Puder und Schminke roch Anders verletzlich, verletzlicher als seine
Stimme verraten konnte, menschlicher. Erst sperrte er sich gegen
die Umarmung, dann ließ er seinen Kopf gegen Halans Schulter
sinken. Halan klopfte ihm vorsichtig auf den Rücken - sein
Vater hatte das früher immer getan, und als Empath sollte
schließlich wissen, was man in solchen Situationen
machte.
»Was machen wir jetzt nur?« fragte Anders leise.
»Was machen wir jetzt nur? Was machen wir -«
Halan antwortete nicht. Er antwortete ruhig und bemühte sich,
nichts von seiner Angst, seiner Beklommenheit auf den Jungen
abfärben zu lassen. Wenn Anders keine Angst mehr hatte,
konnten sie immer noch einen Weg hinaus finden.
»Ich würde das so gerne glauben«, flüsterte
Anders. »Ich will, daß Lorimander und seine Sippschaft
meine Krone haben und ich sie ihnen einfach wieder abnehmen kann.
Aber es ist doch zuviel passiert… Ich weiß, warum
Korisander sich die Krone zurückgeholt hat.«
Halan merkte, wie es um ihn kälter wurde. »Wegen der
Totenmagd? Und weil ich das Auge von… deinem Bruder…
aufgemacht habe?«
An seiner Schulter schüttelte Anders den Kopf. »Nein,
es war - es war wegen mir, weil ich -«
Hin und her - trotz der Dunkelheit, trotz der Kälte, trotz
der bleiernen Müdigkeit arbeitete Halans Verstand schneller,
als er sich selbst folgen konnte. Hin und her…
plötzlich begriff Halan, woran ihn diese Kopfbewegung
erinnerte. Sie waren gerettet.
»Es ist eine Schiebetür!« rief er. »Man
kann sie nicht aufstemmen! Aber sie läßt sich zur Seite
schieben!«
Mit vor Aufregung zitternden Händen drückte er
vorsichtig gegen die Luke und versuchte, sie erst zu der einen,
dann zu der anderen Seite zu schieben. Sie kratzte und hakte, aber
dann glitt sie in eine verborgene Höhlung.
»Das hast du gut gemacht«, sagte Anders. Aber er klang
nicht so, als ob er besonders glücklich dabei war.
Tageslicht ertränkte die beiden.
Bis sich ihre Augen an die ungewohnte Helligkeit gewöhnt
hatten, verging ein Moment. Dann realisierten sie, daß sie in
einem Loch standen, dessen Rand sie mit ausgestreckten Armen gerade
eben erreichen konnten. Sie halfen sich gegenseitig hinaus, nachdem
die erste Lähmung abgeklungen war. Halan hob Anders hoch, so
daß er sich über die Kante hinaushieven konnte, und
ließ sich dann selbst von ihm in die Höhe ziehen. In
Anders’ jungen Armen steckte nicht viel Kraft, wie Halan
hatte er niemals arbeiten müssen, aber sein Griff war fest,
zäh und verbissen. Es war nicht Anders’ Schwäche,
sondern Halans Erschöpfung, die ihn straucheln ließ und
mehrmals abzurutschen, als er versuchte, mit seinen
Füßen Halt an der Wand zu finden.
Um sie herum stand ein Turm - nur um sie herum, nicht über
ihnen, denn das Gebäude, aus grob behauenem Stein vor etlichen
Jahren errichtet, war lange schon eingestürzt. Halan kannte
die Ruine - er war noch nie hier gewesen, aber man fand sie auf den
Landkarten, und in der Chronik stand darüber geschrieben. Hier
war einst ein Schloß, eine Burg, vor tausend Jahren, noch
bevor die Elomaran in die Welt kamen. Hereingewehtes Laub bedeckte
den Fußboden, und oben in der Wand wuchs eine junge Birke,
durch deren Blätter das Licht fiel. Irgendwo sang ein Vogel.
Die Steine waren feucht. Es mußte geregnet haben.
»Mach die Klappe wieder zu«, sagte Anders. »So,
daß niemand sie findet.«
Als er sich bemühte, diesem Befehl folge zu leisten, konnte
Halan nicht umhin, die Kunstfertigkeit zu bewundern, mit der man
versucht hatte, diesen Einstieg, der nur ein Ausstieg sein durfte,
zu verbergen. Der Boden, unter dem Dreck und Laub, bestand aus
Steinfliesen, und die hölzerne Klappe war auf ihrer Oberseite
mit grauem Lehm bedeckt, paßte sich so glatt ein, als sie
einmal geschlossen war, daß ein scharfes Auge vielleicht die
Fugen erkannt hätte, die wie gewöhnliche Rillen im Boden
aussahen, aber keine Möglichkeit, die Luke zu öffnen. Es
ging einfach nicht. Nachdem sie einmal wieder an ihrem Platz war,
konnte man nach allen Richtungen dagegen drücken - sie
rührte sich nicht. Halan setzte sich auf, lehnte sich an die
Wand und schloß die Augen. Warten, auf Aralee, auf die
Pferde, Gepäck, Nachricht aus dem Schloß. Er
fühlte, daß Anders ihn beobachtete, aber es war ihm
gleich.
Einen Moment fragte er sich, ob vielleicht Aralee, diese
gewöhnliche, menschgeborene Frau, nicht die gescheiteste von
ihnen allen war. Diese ganze Flucht - ihre Idee. Der
Fluchttunnel… Laibrin, der allein in seine Heimat
zurückkehrte, den Aralee aber zumindest ein Stück des
Weges weit begleiten würde… alles paßte so
perfekt zusammen. Halan wäre niemals auf diese Idee gekommen.
Ohne Aralee würde er sich vielleicht immer noch den Kopf
darüber zermartern, wie sie die Pferde erst in den Keller
hinunter und dann durch den Tunnel bekommen sollten… Und
über diesen Gedanken, obwohl um ihn herum alles kalt und
feucht war, schlief Halan ein.
Was ihn weckte, waren Stimmen, und er wußte, daß er
nicht lange geschlafen hatte, zumindest nicht lange genug.
»Alexander, ich stehe tief in Eurer Schuld«, sagte
Laibrin gerade.
»Spart Euch das Gerede«, knurrte Anders. »Reitet
Eures Weges, kommt gut nach Hause und vergeßt, daß Ihr
jemals Euren Kopf für dieses Nagetier hingehalten
habt.«
Halan schlug die Augen auf. Aralee und Laibrin zu Pferd, zwei
Packpferde dabei, völlig unverdächtig, um aus einem
Schloß, in dem gerade ein Aufstand ausbrach, fortzureiten.
Nur, daß das Gepäck auf den Pferden nicht dem
Botschafter gehörte…
»Aber ich habe mit meine Ehre für ihn gebürgt, und
er hat Eure Krone -«
Anders sprang von dem Mauersitz hinunter, auf dem er mit
angewinkelten Beinen gehockt hatte. Er schien noch wach zu sein,
zumindest wach genug, um Laibrin anzuschreien. »Seid still!
Ember ist das nicht wert! Er ist ein schleimiger Kriecher, aber er
hat weder Selmar erschlagen, noch meine Krone gestohlen. Dieser
armselige Wicht glaubte, daß er ein Spion war. In
Wirklichkeit war er doch nur ein Lockvogel.« Er machte eine
kurze Pause, als überlege er, ob er das Nächste
erzählen sollte oder besser nicht. Dann fuhr er, mit ruhigerer
Stimme, fort: »Halan hat sie durchschaut. Wißt ihr, wen
die Loringarim zum Stehlen geschickt haben?«
Mit müdem, immer noch von Entsetzen gezeichneten Gesicht, aus
dem kein Trank von Aralee das Geschehene und Gesehene
auslöschen konnte, schüttelte der Indiradrim den Kopf.
»Was war mit den beiden Frauen?« fragte er.
Anders schüttelte den Kopf. »Unwichtig. Bei ihrer
Flucht haben sie die zwei sogar zurückgelassen, vielleicht als
ein verunglücktes Krönungsgeschenk für mich, aber
ich habe keine Verwendung für sie. Nein, sie hatten einen
Diener dabei, einen von diesen unscheinbaren, unsichtbaren
Männern. Nachdem er einmal im Schloß war, hat ihn
niemand mehr gesehen, oder zumindest nicht mehr auf ihn geachtet.
Aber Halan hat ein gutes Gedächtnis, und er hat den Kerl
wiedererkannt. Erstaunt euch das?«
Laibrin schüttelte den Kopf. Aber wie sollte er sich nach so
einer Nacht noch über irgend etwas wundern?
»Seinen wirklichen Namen kennen wir nicht«, fuhr
Alexander im Plauderton fort. »Aber er ist kein Unbekannter
für uns. Er stand vor Jahren in unseren Diensten, bis er eines
Diebstahls beschuldigt wurde und verschwand, ehe die Angelegenheit
geklärt werden konnte. Es heißt, er habe das Land
verlassen. Aber ich nehme an, ihr kennt ihn besser als
ich?«
»Wie kommst du darauf?« fragte Aralee, während
Laibrin nur geradeaus, an Anders vorbei, starrte.
»Er weiß es gut genug«, erwiderte Anders.
»Er ist der fähigste Spion, den Indiradin aufbringen
kann, auch wenn er langsam alt wird. Wäre unser alter Freund
uns nicht dazwischen gekommen, hätte vielleicht Laibrin jetzt
meine Krone.« Er lachte. »Es wundert mich, daß
ihr ihn nicht erkannt habt!«
Halan hörte sprachlos zu. Seine Worte aus Anders’ Mund
klangen zu gut, zu schlüssig, aber nicht wirklich
überzeugend. Warum konnte er sich an einen Mann wie diesen
Diener erinnern, aber nicht mehr, woher er Embers doch sehr viel
auffälligeres Gesicht kannte?
Laibrin starrte Anders an - Halan schien er überhaupt nicht
wahrzunehmen. Doch sein Gesicht verriet nichts. Es war von den
vorausgegangenen Ereignissen zu sehrgezeichnet, als daß er
noch Erstaunen, Überraschung oder Furcht hätte
ausdrücken können. »Ich wußte es
nicht«, antwortete er nur.
»Werdet Ihr uns begleiten?« fragte Anders. »Nur
ein Stück weit, bis wir in Loringaril sind. Ich würde
Euch gerne im Auge behalten.«
Aralee schüttelte heftig den Kopf. »Alexander, für
solchen Unsinn ist keine Zeit. Nehmt die Pferde, Kleidung ist im
Gepäck, ihr habt Geld, alles was ihr braucht. Aber Laibrin
muß zurück in sein Land, dort kann er mehr für euch
tun.«
Die Pferde erschienen Halan wie durch einen Nebel, grau und
namenlos. Es waren gewöhnliche Pferde aus den Stallungen,
nicht mit Anders’ prächtigem Rappen zu vergleichen.
Halan konnte gut reiten, aber er hatte nie viel Freude dabei
empfunden. Pferde waren noch schwieriger zu verstehen als Menschen,
und da sie keinen Verstand hatten, nicht einmal Anstalten machten
zu denken, war wenig Sinn darin, es auch nur zu versuchen.
Aber als Halan nun auf diesem fremden Pferd durch einen fremden
Wald trabte, in das Schütteln vom Schlafen abhielt,
fühlte er eine seltsame Verbundenheit mit diesem Tier,
daß ihn, ohne zu fragen, ohne zu denken, in eine fremde
Zukunft trug, vielleicht für immer fort aus Koristan. In
diesem Moment war es egal. Sie waren in Sicherheit.
»Ich frage mich, wer länger durchhält - wir oder
die Pferde?« rief Anders über seine Schulter Halan zu.
Er wollte schneller reiten, im Galopp hinter Lorimander herjagen,
doch es war offensichtlich nicht im Stande, das mitzumachen. Anders
war unruhig, er rutschte im Sattel hin und her, aber er konnte
nicht mehr tun.
»Es ist erbärmlich«, sagte Anders. »Du
kannst dir gar nicht vorstellen, wie das ist! Aber ich muß
ihre Gefühle teilen.« Er sah munter aus, aber Halan
wußte, daß der Junge längst keine Kontrolle mehr
über seine Gaben hatte. Die Müdigkeit verlangte ihren
Zoll, aber in einem Gasthof abzusteigen, ehe die Sonne unterging,
hätte zu verdächtig gewirkt.
Der kühle Wind, der ihnen ins Gesicht schlug, hielt ihnen die
Augen offen und belebte Halans Geist, bis seine Ohren endlich so
wach waren, als hätte es die Nacht nie gegeben. Halan ertappt
sich dabei, daß er immer wieder zurückblickte, sich
suchend umsah, bis es sogar Anders auffiel.
»Was machst du da? Wen suchst du?« Und als Halan nur
die Schultern zuckte - er wußte es nicht, er konnte es nicht
sagen - fuhr Anders fort, diesmal mit unterdrückter Furcht in
der Stimme: »Was ist dort?«
Halan zeigt nach hinten, in das diesige Grün des Waldes, in
dem sich für das Auge noch nichts von dem regte, was dem Ohr
schon lange bekannt war. »Jemand folgt uns«, sagte
er.
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