»Und nun
Manege frei für die beiden Clowne Bippo und Beppo« ruft
der Zirkusdirektor. Und da kommen sie. Bippo der dumme August und
Beppo der weiße Clown.
»Wollen wir boksen?« fragt Bippo.
»Ja gerne« sagt Beppo.
Bippo fängt an und bokst nach Beppo. Er trift ins lere. Nun
ist Beppo an der Reihe. Und Bum liegt Bippo auf der Nase.
»Das ist gemein« schimpft Bippo.
»Mach dir nichz draus« sagt Beppo. »Ich mach
jetzt Musik.«
»Ich auch« sagt Bippo.
»Nein«
»Doch«
»Nein«
»Doch«
Kurzentschlossen nimt Bippo sein Sachsopon und spielt: Alle meine
Entchen.
»Da hört sich ja schrecklich an« sagt Beppo,
nimmt Bippo das Sachsopon weg und spielt: Hänschen klein.
»Das hört sich auch nicht besser an« sagt
Bippo.
»Jetzt sind wir quit« sagt Beppo.
»Und nun kommt Igor mit seinem Tanzbären Bruno«
ruft der Zirkusdirecktor. Igor spielt Geige und Bruno tanzt
dazu.
In der Pause gehen Anna und Jan durch die Tierschau. Vor dem
Löwenkäfig bleiben sie besonders lange stehen. Anna sagt:
»Ich würde zu gerne mal einen Löwen
fangen.«
Nach dem Tanzbär kommen die Seelöwen Jenny und Bill mit
dem Robenwärter Kalle. Die beiden Seelöwen machen die
tollsten Kunststücke und bekommen dafür von Kalle jeder
einen Hering. Dann sollen die Löwen kommen. Sie sind gerade
mit großen, roten Fleischstücken gefüttert worden,
als eine Frau schreit: »Hilfe! Zu Hilfe! Ein Löwe ist
los!«
»Ich hab wohl die Käfigtür beim Füttern nicht
richtig geschlossen«, sagt der Domtör. Der Löwe
läuft schon brüllent durch das Zirkuszelt und hinaus auf
den Marktplatz, wo alle Leute ängstlich davonrennen. Anna und
Jan sofort hinterher.
»Wir laufen am besten in unseren Schrebergarten und holen
Mein Tandemfahrrad denn der Löwe läuft wieso in die
Richtung« schägt Anna vor.
»Eine gute Edee« sagt Jan. Sie laufen also zur
Schrebergartensieglung. Da sehen sie, wie der Löwe in eiem
Gartenhaus verschwindet.
»Das ist unser Gartenhaus« sagt Anna. »Da haben
wir heute Mittag Kotlet gegesen, die Reste liegen alle noch
da.«
»Komm wir laufen hin, schieben den Riegel vor die Tür
und der Löwe ist gefangen« schlägt Jan vor.
»Das wollt ich dir auch gerade vorschlagen« lacht
Anna.
Gesagt - getan. Als sie der Riegel vor die Tür geschoben
haben, gehen sie zum Zirkusdirektor.
»Ich danke euch« sagt er.
(aus: Zirkus in der Stadt, 1984)
Ins Münsterland
umgezogen, beginnt Maja, ihre Geschichten auch aufzuschreiben (mit
der üblichen kreativen Orthographie). Ihre Lehrerin ist
begeistert von der neuen Schülerin, die Klasse nicht. Zwar ist
die Zeit, in der die Schüler bewaffnet zum Unterricht
erscheinen, noch lange hin, aber auch 1984 gab es schon
Möglichkeiten, eine Mitschülerin zu schickanieren, noch
dazu eine, die keine Ahnung hat von Völkerball, ekligen
Hautausschlag (Neurodermitis, aber erklär das mal
Neunjährigen) und die abgetragenen Kleider ihrer älteren
Cousine trägt… Das Brillengestell hat sie übrigens
selbst ausgesucht, und obwohl sie keine Ahnung hatte, wie man
'Klischee' buchstabiert, erfüllte sie aber auch wirklich jedes
einzige, um ein typisches Kinderbuchkind zu werden - ja,
tatsächlich, so etwas gibt es auch wirklich.
»Zirkus in der Stadt« wurde nie fertig gestellt, da
Maja bis heute keine Ahnung hat, wie sie den Löwen jemals
wieder aus dem Gartenhaus herausholen soll. Wahrscheinlich ist er
in der Zwischenzeit verhungert…
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