Langsam verebbte der Gong der Sprache, doch sein Dröhnen
hielt an: Ein Rauschen, wo Gedanken sein sollten, der Geschmack von
Blut auf Alexanders Zunge, das Zittern, das seinen Leib
erschütterte. Wie ein Schlafwandler nahm er einen Schluck von
dem Wasser, ohne recht zu begreifen, daß es niemand
geringeres als der Alondras war, der ihm den Becher darbot, und es
waren auch die Beine eines Schlafwandlers, die ihn aus der Halle
trugen. Alexander spürte den Boden unter seinen
Füßen nicht, nur den Wunsch, barfuß über eine
Distelwiese zu rennen. In diesem Moment war es ihm gleich, ob Halan
an seiner Seite war oder nicht, doch er war es.
»Anders - geht es dir gut? Sag doch etwas. Bitte.«
Sein monotones Geplapper drang vielleicht bis zu Alexander vor,
doch er konnte nicht darauf eingehen. Ein einziges Wort, und er
wäre geborsten. Doch das begriff Halan nicht, wie immer. Wenn
er Alexander beruhigen wollte, dann mußte er ihn in Ruhe
lassen. So beschwor er bestenfalls ein Blutbad herbei.
Doch Halan redete weiter, unablässig in Alexanders Ohr, in
dem das Blut schon rauschte und pochte. Schließlich hielt
Alexander es nicht mehr aus. Er blieb stehen, fuhr herum, und hatte
sich doch noch gut genug unter Kontrolle, um nur zu zischen:
»Sattel. Mein. Pferd.«
Er sah Halan durch einen Schlierenschleier, sah, daß auch er
bleich war und zitterte. Etwas in Alexander wollte ihm helfen, aber
er konnte sich nicht mehr bewegen. Er stand nur, und es gelang ihm
zu atmen.
»Setz dich hier hin«, sagte Halan leise. »Hier,
in den Schatten. Ich werde Jurik Bescheid sagen.«
Alexander leistete keinen Widerstand. Er ließ sich auf einen
Stein sinken, oder etwas anderes in der Art, es war hart und kalt.
Er schloß die Augen und ließ die Zeit verstreichen. Nur
in seinen Fingern war Leben, sie hielten einander fest, daß
es schmerzte, aber sie verletzten niemanden.
»Und? Was hat er wieder angestellt? Blutet er?« Es war
nicht Janeks Stimme, die Alexander hochschrecken ließ - es
war das Falsche darin. Er hörte einen Janek, der sich
krampfhaft bemühte, seinen eigenen Tonfall zu imitieren,
scherzend zu klingen, wo ihm nicht danach war. Es verwunderte ihn.
Janek war niemand, der sich verstellte, der einen Groll
unterdrückte.
Janek hockte vor ihm, und ihre Augen befanden sich auf gleicher
Höhe, als sie sich einen Moment lang gegenseitig musterten.
Dann sagte Alexander: »Dir hat er auch nicht gesagt, was du
hören wolltest.«
Diesmal sagte Janek nicht ‘Das geht dich nichts an’.
Er nickte nur. »Zu schade nur, daß es hier keinen Ort
gibt, wo man sich mal in Ruhe setzen kann.«
Alexander zuckte die Schultern. »Ich bleibe hier ohnehin
nicht mehr.«
Janek setzte sich neben ihn und streckte mit einem Seufzen sein
Bein aus. »Was sagt er? Du siehst mir nicht gerade wie ein
frischgekrönter König aus.«
»Vermutlich«, erwiderte Alexander. Janeks Nähe
tat gut, aber trotzdem war ihm nicht nach Reden.
Halan nahm ihm das Antworten ab, obwohl Alexander ein schweigender
Neffe lieber gewesen wäre. »Wir wissen jetzt, wer die
Krone hat.«
»Und?« Es schien Janek nicht wirklich zu
interessieren, aber wie Alexander war er froh um die
Abwechslung.
»Es nützt uns nicht viel«, antwortete Halan.
»Ach«, sagte Janek.
Alexander begann, seine Finger auseinanderzusortieren und erneut
zu verflechten. Dann sagte er: »Amra hat die
Krone.«
Diesmal sagte Janek nichts. Er hob nur eine Augenbraue.
»Aber wir wissen nicht, wer Amra ist«, setzte Halan
hinzu. Unnötigerweise.
»Eine Frau«, sagte Alexander atem- und tonlos.
»Eine Frau hat meine Krone.«
»Das«, meinte Janek lächelnd, »ist das
Hauptproblem, nicht wahr?«
»Korisanders Krone gehört nicht in
Frauenhände!«
»Wäre euch ein anderer Mann lieber?«
Alexander schüttelte den Kopf. Eigentlich war es egal.
Eigentlich war die ganze Kronengeschichte egal. Aber die
Demütigung schmerzte.
Janek legte einen Arm um Alexanders Schultern, und den anderen um
Halan, der nicht schnell genug zurückweichen konnte - doch es
war keine Umarmung, kein Trost darin, sondern nur eine
Möglichkeit, ihre Köpfe verschwörend
zusammenzuziehen. »Hört mir gut zu, ihr beiden«,
sagte er. »Ich kann euch an den Nasenspitzen ablesen,
daß ihr drauf und dran seid, wie aufgeschreckte Hühner
nach Koristir zurückzurennen, um Amra, wer auch immer sie sein
mag, die Krone zu entreißen. Ihr wißt, daß ihr
kaum etwas Dümmeres tun könnt?«
Halan entwand sich der Berührung, aber er hatte sie
erstaunlich lang ertragen - Alexander lächelte in Gedanken
darüber. »Das genügt!« sagte er scharf.
»Auf Beleidigungen können wir verzichten, heute vor
allem.«
Janek schüttelte den Kopf und ließ auch Alexander los.
»Und ihr wollt euch nicht anhören, was ich euch zu
empfehlen habe?«
»Doch«, sagte Alexander. »Rede
weiter.«
»Ihr rennt und rennt und rennt, von einem Hinweis zum
nächsten, wie ein Hund hinterm Stock her. Was glaubt ihr denn,
was euch in Koristir erwartet? Offene Arme? Eine unbekannte
Schönheit, die euch die Krone auf die edlen Stirnen
drückt? Nehmt Verstand an, ausnahmsweise! Macht endlich einen
Plan! Es muß doch ein Land geben, daß ihr als
Verbündeten betrachten könnt - wenn nicht, könnt ihr
es gleich vergessen. Geht ins Exil. Leiht euch Geld - an eurer
Kreditwürdigkeit sollte kein Zweifel bestehen - und hebt eine
Armee aus, oder borgt euch eine. Ich biete euch meine Hilfe an -
ich habe in mehr als einem Heer gedient im Leben, und ich
weiß nichts besseres mit mir anzufangen, als euch zu
begleiten.«
Erleichtert atmete Alexander auf. Das war der erste erfreuliche
Satz, den er an diesem Tag zu hören bekam, und über die
Resignation in Janeks Stimme war er nicht traurig.
»Danke«, sagte er, aber Janek ging nicht darauf ein und
sprach weiter:
»Geduld, darum geht es. Ihr habt zu wenig davon. Ihr
müßt damit rechnen, daß es ein, zwei Jahre dauert,
bis ihr nach Koristir zurückkehren könnt, aber
wenn ihr es dann tut, dann als aufrechte Männer, nicht
als Bettler oder Flüchtlinge. Versteht ihr?«
Alexander schüttelte den Kopf. »Du bist derjenige, der
nicht versteht! Ich hätte nur zu gerne eine Armee hinter mir,
aber ich bin machtlos. Ich darf nicht zulassen, daß
meine Krone in falschen Händen ist - vor allem, wenn es die
Hände einer Frau sind!«
»Du bist machtlos, so oder so! Aber willst du außerdem
dämlich sein?« Jetzt kehrte die echte Schärfe in
Janeks Stimme zurück, und das Funkeln in seine Augen.
Zumindest einer von ihnen war wieder er selbst.
Alexander stand auf und klopfte sich den Straßenstaub ab.
»Halan?«
»Was ist?«
»Wie stehst du dazu - zu dem, was er sagt?« Alexander
deutete auf Janek, der sich vorsichtig hochstemmte und mehr wie ein
hilfloser Krüppel aussah denn wie ein erfahrener
Hauptmann.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Halan. »Ich
denke, er könnte Recht haben.«
Alexander zögerte. Er verstand, was Janek meinte, ganz sicher
war Wahres in seinen Worten - aber trotzdem hätte Alexander
lieber Widerspruch von Halan gehört. Es ging nicht, daß
sich zwei Engelsgeborene einem gewöhnlichen Mann
unterordneten. »Ich danke dir für deine Anregung,
Janek«, sagte er schließlich. »Es ist immer gut,
eine Alternative in Betracht ziehen zu können.«
Janek lächelte. »Also wirst du -«
Er begriff, brach ab und drehte die Augen gen Himmel.
»Wir kehren nach Koristir zurück«, sagte
Alexander. »Sofort.«
Alexander räumte die Truhe in seinem Zimmer aus und
fühlte sich miserabel dabei. Er verfluchte Janek, der Recht
hatte, und dem er nicht Recht geben durfte. Zurück nach
Koristir - Alexander wußte, daß dem wenig Erfolg
vergönnt sein würde. Aber warum mußte Janek seinen
Vorschlag so angehen? Er ließ Alexander keine
Wahl.
Wütend schlug Alexander ein Hemd gegen die Wand, bevor er es
zusammenlegte und in die Tasche schob. Es gefiel ihm nicht,
daß er seine Wäsche zusammenfalten mußte wie eine
Dienstmagd, und wenn dies zehnmal Tayellin war - aber auch wenn er
sie am liebsten zusammengeknüllt und grob in die Tasche
gestopft hätte, so hatte er doch gelernt, daß sie auf
die ordentliche Weise weniger Platz wegnahmen. Zumindest konnte ihm
hier niemand dabei zusehen…
Hastig schlug Alexander die Truhe wie die Tasche zu und setzte
sich auf das Bett, als er Schritte auf dem Flur an seiner Tür
enden hörte, und tatsächlich wurde im nächsten
Augenblick die Klinke hinuntergedrückt - kein Abwarten, kein
Anklopfen. Alexander blieb keine Zeit mehr, sich zu fürchten.
Ember von Valon glitt durch die Tür.
»Einen ausgesprochen schönen Tag, Alexander«,
sagte er.
Alexander erstarrte. »Was wollt Ihr?«
Ember lächelte, aber es war nichts Unterwürfiges mehr
darin. »Mir kam zu Ohren, Ihr wollt heute noch Tayellin
verlassen.«
»Dann«, sagte Alexander so ruhig wie möglich,
»sagen zumindest Eure Ohren die Wahrheit.« Die
Kälte war nicht nur in seiner Stimme - sie überzog seinen
ganzen Körper.
»Aber - aber«, sagte Ember und setzte sich neben ihn,
»warum mit einem Mal so feindselig? Wollt Ihr mir nicht die
Gelegenheit geben, mich bei Euch für eine angenehme…
Zeit zu bedanken.«
Das letzte Blut wich aus Alexanders Gesicht. »Verschwindet,
Ember«, zischte er. »Verschwindet, und kommt mir nie
wieder unter die Augen.«
Ember schlug die Beine übereinander und lehnte sich
zurück. Sein Lächeln wurde breiter. »Das«,
sagte er gedehnt, »werde ich gewiß nicht
tun.«
Alexander stand auf und trat an das Fenster, um möglichst
großen Abstand zu dem Widerling zu bekommen, und auch, um zu
sehen, ob vielleicht Halan in Rufweite war, oder Janek. Aber wie
immer waren die Straßen von Tayellin wie leergefegt.
»Was wollt Ihr?« fragte er, und was er vom Gesicht des
anderen als Spiegelbild in der Scheibe sehen konnte, genügte
ihm.
»Könnt Ihr Euch das nicht denken?« fragte Ember
zurück. »Letzte Nacht hattet Ihr keine
größere Sorge… als daß ich Euch erpressen
könne.«
»Ich werde nicht über die vergangene Nacht
sprechen«, murmelte Alexander und schluckte. Die
Übelkeit war wieder da. Damiander… bitte gib dich
als Damiander zu erkennen, flehte er stumm.
»Ich weiß nicht, wie es Euch ergeht«, sagte
Ember, »aber ich habe… sehr gute Erinnerungen an das,
was letzte Nacht vorgefallen ist.«
»Was wollt Ihr?« brachte Alexander hervor und
mußte mehrmals schlucken, um einen Brechreiz zu
unterdrücken. »Sagt, was ihr zu sagen habt - und dann
verschwindet. Bitte.«
Ember lachte und ließ sich rücklings auf das Bett
fallen. »Hat Euch unser kleines Spiel nicht gefallen? War ich
etwa… nicht gut genug für Eure
Ansprüche?«
Wenn er jetzt durch dieses Fenster sprang - wie weit war es wohl
bis zur Erde? Würde die Höhe ihn zerschmettern oder ihm
nur die Beine brechen? Der Schwindel nahm Alexander den Atem. Er
wünschte sich Halan herbei, und zugleich fürchtete er ihn
mehr denn je. Wenn Ember ihm… Das also wollte er.
Alexander drehte sich zu Ember um und lachte, so herzhaft er
konnte. »Ember, geht, bevor ich böse werde! Ihr
könnt mich nicht erpressen - nicht damit! Niemand wird Euch
Glauben schenken!«
Doch wieder lachte Ember nur. »Versucht es nur, Alexander,
versucht es nur… Mit Eurem Einverständnis werde ich
Euren geschätzten Neffen hinzuholen, und dann können
wir… es darauf ankommen lassen, ob er mir glaubt, was letzte
Nacht… hier geschehen ist.« Langsam leckte sich Ember
die Lippen.
»Ihr habt keine Beweise«, flüsterte Alexander
matt.
»Ich brauche keine Beweise. Was das angeht, hätte ich
mir das kleine… Theater gerne sparen können. Eine
bloße Behauptung aus meinem Mund reicht aus, um den
Samen… des Zweifels zu sähen. Aber ich habe einen
Beweis, Alexander. Und das… seid Ihr.«
Diesmal konnte Alexander ihn nur wortlos anstarren. Abwartend.
»Euer Gesicht, wenn Ihr versucht, Euren… Freunden ins
Gesicht zu sehen. Die Schuld in Euren Augen. Vielleicht wird mir
niemand glauben - aber allein der Gedanke, daß sie es in
Betracht ziehen könnten - das treibt Euch in meine Arme. Und
Ihr seid machtlos.«
»Ich kann Euch töten.« Alexanders Mund formte die
Worte mehr, als daß er sie aussprach. »Jetzt und
hier.« Es war ein tröstlicher Gedanke. Er wußte,
daß er dazu fähig war. Wenn er Ember
erwürgte… Wenn er Ember aus dem Fenster
stieß… seine bloßen Hände waren zu mehr
Schmerzen fähig, als er sie einem einzelnen Ember zufügen
konnte.
»Auch das würde… zu viele Fragen aufwerfen. Zum
Beispiel nach dem Warum.« Und wieder war es Embers
Triumph.
»Weil ich euch hasse. Weil ich euch hasse wie noch nie einen
Menschen zuvor.« Außer Halan, aber das sagte Alexander
nicht. Er hatte noch nie zuvor einen Menschen hassen können,
den er nicht auch liebte.
Ember stand auf, trat hinter Alexander und legte von hinten seine
Arme um ihn. »Tötet mich, wenn Ihr wollt«,
flüsterte er. »Oder schreit nach Euren Freunden.
Oder… hört Euch an, was ich zu sagen habe.«
Alexander hatte das Bedürfnis, sich an der Fensterbank
abzustützen, um nicht in sich zusammenzusacken. Er fühlte
sich so schwach - so hilflos. Nicht einmal Wut war in ihm
zurückgeblieben. Was für Kräfte besaß Ember?
Jetzt fürchtete Alexander das Fenster, fürchtete alle,
die ihn von der Straße aus sehen mochten…
Widerstandslos ließ er sich von Ember zurück zum Bett
führen.
»Nun?« fragte Ember.
»Warum tut Ihr mir das an?« Alexanders Selbstkontrolle
reichte gerade noch aus, um ihn nicht heulen zu lassen.
»Warum haßt Ihr mich so? Was habe ich Euch getan?
Letzte Nacht - letzte Nacht habt Ihr mich noch begehrt.« Oder
war es nur der Wein, der ihn dies hatte glauben lassen?
Ember schüttelte den Kopf. »Ich habe Euch niemals
begehrt, Alexander… oder darf ich Anders sagen? Eure Freunde
nennen Euch Anders… Eure Gefühle sind leicht zu
täuschen, Anders. Aber Ihr könnt keine Gedanken lesen.
Ich habe die ganze Zeit über… an eine Frau
gedacht.«
Alexander sagte nichts mehr. Alles was er sagen konnte, würde
es nur noch schlimmer machen… Wenn er doch nur auch zu
denken hätte aufhören können…
Ember klopfte ihm auf die Schultern. »Nun, Anders, ich sehe,
Ihr habt verstanden… und glaubt mir, ich werde Euch niemals
in der Öffentlichkeit mit diesem Namen anreden. Was mich
angeht… so könnt Ihr stets mit Verschwiegenheit
rechnen.«
Alexanders Hände brannten. Sein ganzer Körper brannte.
Als warte er nur darauf, sich die Haut runterzureißen.
»Was wollt Ihr, Ember?« Seine Zunge brannte unter
diesen Worten. »Geld? Ich habe keines. Macht? Weniger denn
je. Ich kann Euch nichts bieten.« Er schüttelte sich vor
Ekel, doch es war mehr Ekel vor sich selbst.
Diesmal war Embers Lachen wieder darauf angelegt, ihn sympathisch
klingen zu lassen. »Und wie so oft schätzt Ihr mich
falsch ein… Ich bin es, der Euch etwas zu bieten hat, nicht
umgekehrt. Aber Ihr zwingt mich zu drastischen Mitteln, damit ich
überhaupt dazu komme, es Euch anzubieten.«
»Was?« Alexanders Hals schmerzte von dem stechenden
Geschmack der Säure; seine Stimme klang rauh. »Meine
Krone habt Ihr nicht.«
Ember beugte sich vor, langte so tief unter Alexanders Bett,
daß er sein Gleichgewicht nur durch ein Wunder hielt, und
durch eine Hand, mit der er Alexanders Arm umklammerte.
»Macht«, dröhnte es von unten. »Mit mir und
durch mich.« Embers Kopf tauchte wieder auf. »Als ich
gestern Nacht hier war… habe ich Euch ein kleines Geschenk
dagelassen.« Das Bündel, das nun auf dem Fußboden
lag, kam Alexander vertraut vor. »Sagt, daß ich Euer
erster Berater sein soll, und seht nach, was es ist.«
Embers Lächeln war nicht das, was Alexander gemeinhin als
solches bezeichnet hätte, doch ihm fehlten andere Worte.
»Habe ich eine Wahl?«
»Ihr habt immer eine Wahl.« Sein Blick erinnerte an
Damianders. Es gibt immer einen Himmel, und immer einen
Abgrund. Nur, daß man manchmal nicht zu sagen vermochte,
was was war.
»Ich gestatte Euch«, flüsterte Alexander,
»mich zu beraten.« Alles, solange Halan nichts erfuhr.
Oder Janek - seine eigene Selbstachtung war dahin, egal, wie
Alexander nun entschied. Es war die letzte Nacht, die er nicht
rückgängig machen konnte. »Und… mich zu
begleiten.« Wenn Ember in der Nähe war, konnte Alexander
zumindest sehen, was er tat.
Oder ihn töten.
Ember lachte leise. »Ich wußte, Ihr würdet noch
zur Vernunft kommen.« Seine Hände begannen langsam, die
Knoten in der groben Kordel aufzunesteln, den unansehnlichen Stoff
aufzuschlagen. Alexander verspürte nur Abscheu, keine Neugier.
Er wollte keine Geschenke. Er wollte, daß Ember verschwand,
für immer. »Nun schaut her.«
Auf dem Boden vor Alexanders Bett, auf dem braungrauen Tuch, lag
Lorimanders Horn.
Alexander starrte es an. Womit immer er gerechnet hatte -
Mit liebevoller Sanftheit ließ Ember seine Hände
über die vergoldeten Schnitzereien gleiten. »Bevor Ihr
fragt - ja, es ist das Echte. Nehmt es!«
Schwer atmend schüttelte Alexander den Kopf. Das Horn - er
kannte das Horn. Er hatte davon geträumt… Die Bilder
überlappten sich vor seinem Auge, Traum und Wahrheit.
»Warum?« flüsterte er. »Warum habt Ihr
-« Er sprach nicht weiter. Die Worte ‘schändlicher
Dieb’ blockierten seine Zunge. Er konnte sie nicht
aussprechen. Er konnte nicht zugeben, was er wollte - das Horn
berühren, es besitzen, wenn schon nicht die Macht der Krone,
dann diese. Zum Greifen nah… Das Schlimmste war, wie Ember
ihn beobachtete. Ember wußte es.
»Nehmt es«, sagte der Berater. »Scheut Euch
nicht. Es soll Eures sein. Den Preis dafür habt Ihr bereits
gezahlt. Ich sagte nie… daß ich Euch nichts bieten
kann.«
Dann legte er den Stoff wieder zusammen, doch er nahm das
Bündel nicht mit, als er das Zimmer verließ.
»Wir treffen uns dann vor der Halle. Und nun entschuldigt
mich - ich muß erst mein Pferd satteln…
lassen.«
Als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, erbrach sich
Alexander in die Bettschüssel.
Wieviel Zeit verging, bis Alexander sich endlich aufrappelte und
das Haus verließ, vermochte er nicht zu sagen, doch es
fühlte sich wie Stunden an, stumpfe Stunden. Das Horn nahm er
mit, doch er redete sich ein, daß er nur ein Bündel mit
Wäsche trug, seiner Bettwäsche. Die Bettwäsche war
seine Rettung - der Berg zerknüllten Leinens in seinen Armen
war so groß und sperrig, daß niemand, der Alexander
damit durch die Flure schwanken sah, auf die Idee kommen konnte,
was in Wirklichkeit darin verborgen war. Wenn man ihn fragte,
konnte er immer noch behaupten, er suche den Weg zur
Wäscherei…
Alexanders Lippen waren fest verschlossen, doch in seinem Kopf
murmelte es. Bring das Horn dem Alondras - sag ihm, was sein
Hausfreund Ember in Wirklichkeit ist - danach wird Ember niemand
nur auch nur ein Wort glauben, und vielleicht wird der Alondras
dann auch ein neues Urteil fällen, ein
besseres…
Er konnte doch nicht, ernsthaft oder im Traum, in Betracht ziehen,
das Horn zu behalten? Was war er - ein Dieb wie Ember? Wovor hatte
er Angst? In Halans Ansehen zu sinken? Das war ohnehin nicht weiter
möglich. Was hatte er zu gewinnen, wenn er das Horn
behielt?
Macht.
Der einzige, der Macht gewinnt, wenn du das Horn behältst,
ist Ember.
Macht und Stärke.
Es steht dir nicht zu. Es ist gestohlen.
Alexander preßte den Wäschehaufen an sich. In seinem
Inneren fühlte er, durch alle Tuch- und Leinenschichten
hindurch, die Härte des mächtigen Artefaktes. Er
preßte es an sich, und doch hätte er es am liebsten zu
Boden geschleudert. War das alle Macht, die er jemals besitzen
sollte?
Du willst doch keine Macht. Du willst nur in Frieden leben. Wenn du
das Horn behältst, bleibt dir nichts als Macht.
Alexander blieb stehen, zitternd. Fieber und Übelkeit
wüteten in ihm, während er wortlos mit sich selbst stritt
- Anders, das süße kleine Engelchen, rang mit Alexander,
dem Herrscher. Wer wollte er sein? Oder besser, was? Alexander
schüttelte den Kopf, versuchte, ruhig zu werden, ruhig zu
atmen. Alexander, nicht Anders. Niemals wieder Anders. Anders war
mit Koris gestorben.
Alexander trug den Wäschehaufen in die Wäscherei, fand
sogar noch ein freundliches Wort für die Frauen, die dort in
den ewigen Dämpfen schufteten. Das Horn jedoch behielt er bei
sich, als er hinaus zu den Pferden ging, und seinen Vertrauten, und
Ember.
Es war immer noch besser, wenn er das Artefakt behielt. Sicher
gehörte es eher in seine Hände als in Embers. Und - er
konnte es immer noch nach Lomar zurückbringen, zu seinem
rechtmäßigen Herrn, und Ember als Verräter
ausliefern… Dann war sogar Loringaril sein
Verbündeter…
Alexander war beinahe leicht ums Herz, als er auf die Straße
trat. Ember hatte ihn verraten, doch nun würde er den
Spieß umdrehen. Und auf Ember wartete der Strick…
Vor der Markthalle warteten Halan und Janek mit den Pferden,
reisefertig und mit ungeduldigen Gesichtern. Sie blickten nicht zu
Ember hinüber, der auf der anderen Straßenseite mit
seinem Schimmel - sicher ebenso gestohlen wie alles andere -
wartete, nur wenige Schritte entfernt und doch in und aus einer
völlig anderen Welt.
»Was hat dich aufgehalten?« fragte Janek grimmig.
»Dein Mittagsschläfchen?«
Alexander schüttelte den Kopf. Seine Knie wurden wieder
weich. Jetzt kam der schlimmste Moment - jetzt mußte er sich
erklären. Er antwortete nicht, bevor er die beiden erreicht
hatte, und er sprach leise, damit sich nicht Ember an seinen
Lügen weiden konnte.
»Niemand hat mir beim Packen geholfen.« Er legte
soviel Schärfe er aufbringen konnte in seine Stimme, um die
Kugel der Anklage zurückzuspielen. »Und zur
Wäscherei mußte ich auch alleine.«
Janek lachte höhnisch. »Soviel, wie du plötzlich
mit dir herumschleppst, hätte ich angenommen, daß du die
Laken mitnehmen wolltest.«
Halan sagte gar nichts. Doch seine Augen lagen auf dem Bündel
in Alexanders Arm.
Jetzt nicht lügen - Halan konnte sehen, wenn Alexander log.
Man konnte ihn durch Verschweigen hintergehen, doch niemals
belügen. Jetzt nicht die Wahrheit sagen. Alexander war oft so
kurz davor, Halans Liebe wieder zu verlieren - für die
Wahrheit würde Halan ihn hassen…
»Ich bin mir sicher, daß ich nur eine Tasche voll
mitgebracht hatte«, sagte er und bemühte sich um ein
Lächeln, daß auf andere Weise verlegen erschien.
»Aber sie haben einfach nicht mehr hineingepaßt.«
Während er sprach, verschnürte er das Bündel mit dem
Horn an Farrells Sattel. Wenn sie nur nicht weiterfragten! Das war
ein Horn, lang wie ein Männerarm - niemand konnte
glauben…
»Hast du noch nie etwas von Zusammenfalten
gehört?« fragte Janek.
Halan blickte immer noch auf das Bündel, als könne er
durch den Stoff hindurchblicken. Seine Augen waren zu scharf -
Alexander mußte Ember Lorimanders Horn zurückgeben, so
schnell es nur ging. Wenn es nicht schon zu spät war…
Er hakte seine Tasche an der Seite des Sattels ein, so daß
sie das… andere zumindest zum Teil verdeckte. Dann ging er
zu Halan.
»Was schaust du so?« fragte er, und fuhr neckend fort:
»Du siehst mich ja an, als wäre ich dabei, halb Tayellin
mitzunehmen. Dabei kann ich nur nicht packen. Und das ist doch
wirklich nicht die richtige Arbeit für mich!«
Halan in die Augen blicken zu müssen war schrecklich, aber
von Halan in die Augen geblickt zu bekommen war schrecklicher.
Niemals zuvor war Alexander dankbarer gewesen, daß Halan
keine Gefühle lesen konnte. Vielleicht rettete ihm das in
diesem Moment das Leben.
»Bist du sicher«, fragte Halan langsam,
»daß du heute schon aufbrechen willst? Du siehst
wirklich nicht gut aus. Eher schlechter als vorhin.«
Alexander schüttelte den Kopf. »Vom Hierbleiben wird es
auch nicht besser - dieses Urteil ist mir auf den Magen
geschlagen.« Lieber unter freiem Himmel schlafen müssen,
als noch eine Nacht in diesem Bett.
»Frische Luft kann helfen«, meinte Janek. Irgendwie
dankte ihm Alexander für den Beistand, und doch wollte er
lieber mit Halan allein sein. Mit Halan allein, und alles so wie
früher… »Aber wenn du uns wieder vom Pferd
kippst, ist niemandem geholfen.«
Sogar in Janeks Stimme war Mitleid, aber auch Mißtrauen, das
Alexander wütend machte. »Ich habe gesagt, wir brechen
heute auf, und wir brechen heute auf!«
Halan legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Anders
- schau mich an! Du verschweigst mir doch etwas! Du hast dir ein
neues Schwert verschafft, nicht wahr?« Angst, und
Anklage.
Alexander schnappte nach Luft und verschluckte sich beinahe daran.
»Ein Schwert?« Endlich konnte er lachen. »Halan,
ich schwöre dir, das ist kein Schwert! Wo soll ich denn in
Tayellin ein Schwert hernehmen?« Plötzlich
begriff er alles, ihre Blicke, und warum es ihm so vertraut
erschienen war, das Horn an Farrells Sattel festzuschnüren -
das Bündel war, wenn auch viel leichter, ungefähr so
groß wie das, in dem seinerzeit ihre Schwerter gesteckt
hatten… Er war gerettet!
Halan seufzte. »Du sagst die Wahrheit - es tut mir leid, was
ich dir unterstellt habe. Bitte vergib mir.« Er meinte es so.
Er glaubte, zumindest für den Moment, wirklich, Alexander
gekränkt zu haben. Das konnte Alexander jetzt ausnutzen - aber
ihm war nicht danach.
So nickte er nur. »Das ist schon in Ordnung. Du hast dir
nichts zuschulden kommen lassen.« Nur er selbst…
»Laßt uns aufbrechen. Wir wollen doch noch ein Bett
für die Nacht bekommen.« Vielleicht half ein
Themenwechsel. Vielleicht half Scherzen. Vielleicht half es, ganz
schnell loszureiten, daß Ember ihnen nicht folgen
konnte…
Hastig saß er auf und fühlte sich plump und ungeschickt
in den Sattel rutschen, aber so konnte er sich zumindest an etwas
festhalten, und es war nicht mehr an seinen Beinen, ihn zu tragen.
»Worauf wartet ihr? Ich reite allein, wenn es sein muß
- aber ich bleibe nicht.«
Er sprach zu leise, als daß Ember ihn wirklich hätte
hören können, aber der Mann hatte Augen. Und offenbar
hatte er auf diesen Moment nur gewartet, denn er ritt zu ihnen
hinüber und war an Alexanders Seite, noch bevor sich Janek in
den Sattel gestemmt hatte.
Jetzt war es zu spät. Er hätte es ihnen sagen
müssen. Alexander fühlte Augen auf sich, doch keiner der
drei Männer sagte etwas. Aber sie erwarteten es von ihm.
Alexander tat ihnen den Gefallen nicht, jedenfalls nicht so.
Er klopfte Farrell auf den Hals und beugte sich vor, um ihn
zwischen den Ohren zu kraulen. »Ja, mein Lieber«, sagte
er leise. »Jetzt geht es weiter! Ich hoffe, du bist gut
erholt? Das wird wieder ein weiter Weg für uns
zwei.«
Farrell wandte den Kopf, aber er blickte Alexander nicht an wie
das treuste Pferd, oder wie das dümmste. Er legte die Ohren
an; das Falsche in Alexanders Stimme war ihm am wenigsten
entgangen.
Alexander biß die Zähne zusammen und ritt los, in
zügigem Trab auf das südliche Stadttor zu. Noch bevor er
das Ende der langen Straßenzeile erreicht hatte, fiel er in
Galopp. Er blickte sich nicht um - vielleicht folgten sie ihm, aber
aus den Augenwinkeln konnte Alexander sie nicht sehen, und er war
froh, allein zu sein. Nur er allein - wenn er jetzt in die Welt
hinausgaloppierte, ohne Halan, ohne Ember, dann ließ er alle
Probleme hinter sich. Auch alle Liebe, aber was wog in diesem
Moment schwerer? Nur er und die Welt…
Doch Alexander trieb Farrell nicht weiter an, sondern ließ
ihn langsamer werden, zurück in den Trab, zurück in die
Stadt. Freiheit war kein Traum für einen Engelsgeborenen. Und
Flucht war seiner nicht würdig.
Sie warteten immer noch vor der Halle; niemand war ihm
nachgeritten. Aber wer hätte ihm auch folgen sollen? Das
einzige Pferd, das vielleicht mit Farrell mithalten konnte, war
Embers, aber der Dieb konnte unmöglich ein so guter Reiter
sein. So warteten sie, Halan so weit entfernt von Ember, wie er nur
konnte, ohne rüde zu wirken, Janek dazwischen.
»Und?« fragte Janek. »Geht es besser? Pferd
genug geschunden?«
Alexander schüttelte den Kopf. »Warum seid ihr nicht
mitgekommen?«
»Ich glaube«, sagte Janek leise und deutete auf Ember,
»dieser Herr wünscht dich vorher noch zu
sprechen.«
Halan sagte nichts, klagte nicht an, nicht einmal mit Blicken.
»Ember von Valon wird uns begleiten«, antwortete
Alexander. Würdevoll. Königlich. Lächelnd. Er nickte
Ember zu. »Aber das erklärt Ihr besser selbst,
Ember.«
»Nun«, begann Ember und lachte verlegen, ohne es zu
sein. Alexander konnte seinen Triumph fühlen, und er
hüllte sich darin ein, denn es war der einzige Weg, geradeaus
blicken zu können. »Es ist ein wenig unglücklich
verlaufen… Ich kam nach Tayellin, um den Rat des Alondras zu
suchen, so wie ihr auch. Meine Frage an ihn war: Wie soll ich, wie
kann ich das Unheil wieder gutmachen, daß ich in meiner
Achtlosigkeit über mein Land, aber auch über Korisanders
Kinder, gebracht habe? Keine angenehme Frage, aber… sie
mußte gestellt werden. Und der Alondras blickte in sein Buch
und antwortete ‘Diene ihnen’. Nun bin ich hier. Ich
sagte doch… daß ich einen Neuanfang mit Euch wagen
möchte.«
»Nein«, sagte Halan, und seine Augen lagen nicht auf
Ember.
»Oh, ich fürchtete, daß Ihr… so reagieren
würdet. Daher habe ich - und das werdet Ihr verstehen - das
private Gespräch mit Alexander gesucht und ihm erklärt,
was zu erklären war. Und er«, Ember senkte den Kopf,
damit sein Lächeln im Schatten blieb »hat bereits Ja
gesagt.«
»Ihr wollt uns dienen?« fragte Halan, leise und
drohend.
»Ich bin, falls Ihr das meint, kein Diener. Diese Arbeit ist
mir ebenso fremd wie Euch, und ich sehe auch, daß Ihr bereits
jemanden dafür gefunden habt.«
»Aber?« sagte Janek, und auch wenn er dabei
lächelte, war das Wort eine Kriegserklärung. Alexander
fragte sich, was Ember mit dieser Beleidigung bezweckt haben
mochte, denn daß Janek nicht Alexanders Diener war, sondern
sein Heerführer, wußte er bereits.
Ember ignorierte die Schärfe und lächelte mutig.
»Aber ich werde, und das verspreche ich, Euren Prinzen
Alexander nach bestem Wissen beraten.«
»Beraten?« wiederholte Janek, ungläubig und
belustigt zugleich, und er schwieg, als Halan den Kopf
schüttelte.
»Auf eure Beratung können wir gerne verzichten,
Ember«, sagte er spitz. »Vor allem, da wir gesehen
haben, wohin sie führen, und wie weit es um Euer ‘Bestes
Wissen’ bestellt ist.«
Alexander beobachtete Ember, und er sah, wie sich dessen Augen
verengten, wie seine Mundwinkel zuckten, wie seine Finger an den
Knöpfen seiner Weste drehten - gleich würde Ember etwas
sagen, und wenn er das Falsche sagte - oder das Richtige, aus
seiner Perspektive - dann war Alexander verloren. »Ich
habe entschieden!« sagte er schnell und fest. »Und ich
habe entschieden, daß ich ihm die Gelegenheit geben will,
sich zu bewähren.«
»Aber -«, warf Halan ein, doch Alexander schnitt ihm
das Wort ab.
»Ich bin, anders als Embers letzter Herr, durchaus in der
Lage, einen guten Rat von einem schlechten zu unterscheiden.
Unterschätzt nicht meinen Verstand, oder meine Worte!«
Der Zorn fühlte sich gut an, und er klang auch gut. »Ich
entscheide selbst, mit wem ich mich verbünde, und ich
entscheide, daß wir jetzt endlich
losreiten!«
Janek lachte und klopfte Ember auf die Schultern, offensichtlich
mit deutlich mehr Kraft, als die Geste erforderte.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte er laut.
»Jetzt gebt Euer Bestes - Alexander hat nichts nötiger
als einen fähigen Berater.« Ember wehrte die Hand nicht
ab, sondern lächelte tapfer und verkniffen, bis Janek sie
wieder fortnahm. Aber aus dem Lächeln wurde auch dann kein
Lachen, als Janek hinzufügte: »Außer vielleicht
einem paar Ohren, um auch auf ihn zu hören.«
Alexander atmete erleichtert auf. Ember würde Wort halten,
ihn nicht verraten oder bloßstellen, solange Alexander an
seinem Spiel teilhatte. Sicher war es nicht angenehm, erpreßt
zu werden. Aber sicher war es möglich, das Beste daraus zu
machen, vielleicht sogar selbst einen Nutzen daraus zu ziehen. Das
Horn war ein Nutzen, und vielleicht waren es sogar Embers
Ratschläge…
Janek konnte Ember nicht ausstehen, aber alles andere hätte
Alexander auch gewundert - Janek und Halan mochten sich
schließlich auch nicht und konnten doch gut zusammenarbeiten.
Alles war möglich…
Und dann begegnete Alexander Halans Blick . Er war voller
Verachtung, und Abscheu, und er bezog sich nicht auf Ember.
Alexander kniff die Lippen zusammen. »Reiten wir«,
sagte er.
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