bookmark_borderZehntes Kapitel: Die Spur der Elster

Oh, was für eine niederschmetternde, scheußliche Arbeit: Text abtippen, den man schon mal früher abgetippt hat. Nur weil man dumm genug war, elf Seiten markierten Text zu überschreiben – und dann zu speichern! – statt die Markierung wieder zu entfernen. So demotiviert war ich zuletzt in der zehnten Klasse, als ich während des Matheunterrichts einen Krimi schrieb. Doppelt Gemordet Hält Besser. In eine kleine schwarze Kladde. Sehr stylisch, und weil es so eine kleine Kladde war – nicht mehr als DIN A6, möchte ich meinen – hatte ich auch schon stolze 60 Seiten Text zusammen. Nicht alles aus einer einzigen Mathestunde, natürlich: Das Ergebnis mehrerer fleißiger Wochen.

Bis mein Mathelehrer auf mich aufmerksam wurde. Und mir die Kladde wegnahm. Soweit alles ja noch pädagogisch vertretbar: Welcher Lehrer will schon, daß seine Schülerin unter der Bank Kriminalromane liest, geschweige denn schreibt? Obwohl meine mündliche und schriftliche Leistung nichts zu wünschen übrig ließ, von mangelnder Hausaufgabenmoral einmal abgesehen, aber die gehören ja auch nicht zu dem, was man während der Stunde unter der Bank machen sollte. Doch Lehrer S. ging noch weiter: Er riß die letzten acht Seiten, die ich geschrieben hatte, aus der Kladde. Und weil diese kleinen Chinakladden fadengeheftet sind, verabschiedeten sich auch noch acht weitere Seiten aus dem bereits geschriebenen Teil.… Weiterlesen