bookmark_borderDie Angst vorm nächsten Band

Es fühlt sich immer noch sehr unwirklich an, dass ich wieder an den Elomaran arbeite – aber nachdem »Zornesbraut« zwölf Jahre auf Eis gelegen hat, bin ich jetzt an der Stelle angekommen, wo ich sagen kann: Noch zwei Kapitel, und das Buch ist fertig. Seit ich die Arbeit wiederaufgenommen habe, hat sich die Länge des Buches verdoppelt, von rund 75.000 auf knapp 150.000 Wörter, und ich steuere auf ein dramatisches Finale zu, dass ich mir vor mehr als einem Dutzend Jahren ausgedacht habe.

Das wirklich erstaunliche ist, dass das Buch tatsächlich noch funktioniert. Die Geschichte erscheint mir immer noch logisch, das Verhalten der Figuren ist plausibel – und ich habe immer noch das Gefühl, dass ich mir da eine wirklich gute Geschichte ausgedacht habe. Dabei schreibe ich nicht nur einen alten Plot runter – es ist eine Mischung aus den alten Ideen von vor 2011, rekonstruiertem Plot, den ich anhand eines alten Exposés wiedergefunden habe, und neuen Wendungen, die sich nahtlos ins Gefüge einpassen.

Und viel ist passiert in den sieben Kapiteln, die ich in der Zwischenzeit geschrieben habe. Es waren lange Kapitel, zum Teil deutlich zu lang, aber in der Zeit habe ich zwei Figuren getötet, die mich seit dem Jahr 2000 begleitet haben, ich habe einen Engelsschatz gefunden und einen anderen wieder verloren, ich habe einen leibhaftigen Engel auftreten lassen und eine alte Rache vollstreckt, und nur da, wo es darum ging, eine Freundschaft für immer zu zerstören, habe ich zurückgerudert, ein paar Seiten in die Tonne getreten und beschlossen, dass die beiden doch Freunde bleiben.… Weiterlesen

bookmark_borderKahlschlag ‘23

Seit ich im Herbst 2000 den »Chroniken der Elomaran« eine eigene Webseite spendiert habe mit dem erklärten Ziel, dass mehr Leute die Geschichte lesen und mir dann sagen sollten, dass sie toll war, hat es das ein oder anderen Redesign gegeben. Das erste Design, an Schlichtheit nicht zu überbieten, wurde erweitert, verfeinert, über den Haufen geworfen, wie man auf der Seite zur Webseitgeschichte im Screenshot nachverfolgen kann. Endlich, 2008, fand ich mein Traumdesign, schrieb den Quellcode dazu im Text-Editor, und war glücklich. Und wenn ich mir die Seite von damals anschaue, kann ich nicht anders als sagen, ja, so soll sie aussehen, die Seite zu den Elomaran.

Das Problem ist nur – so sieht sie für die allerwenigsten Internetbenutzer aus. Seit Anfang 2008 hat sich die Welt weitergedreht, die Technik weiterentwickelt. Und nur noch der geringste Teil der Webbenutzer surft am Desktoprechner. Deutlich mehr sind da am Smartphone unterwegs, einem Gerät, dessen Existenz ich zum Zeitpunkt, als ich die Seite gecodet habe, noch nicht absehen konnte und das doch gar nicht so lang nach dem Relaunch auf den Markt gekommen ist. Bis 2008 war ich mit der Webseite immer am Puls der Zeit, verfolgte aktuelle CSS-Entwicklungen und Designtrends – danach machte ich einen Haken drunter, rührte den Code nicht mehr an, und ignorierte relevante Änderungen komplett.… Weiterlesen

bookmark_borderZwölf Jahre später

Manchmal hat man ein Wiedersehen mit alten Freunden, und es ist, als wäre man nie weggewesen. Man umarmt sich und knüpft nahtlos an eine Unterhaltung an, die man 2011 geführt hat, man lacht viel und hat Spaß, und dann geht man wieder auseinander und sieht einander die nächsten acht Jahre lang nicht mehr. Und vom Schluss abgesehen, bin ich gerade genau da mit meinen »Chroniken der Elomaran«.

Seit dem ersten Juli schreibe ich wieder am fünften Buch, »Zornesbraut«. Der Einstieg verlief noch ein bisschen zäh. Ich hatte das Buch mitten in einer Szene stehenlassen, für deren Ausgang mir im Herbst 2011 der Plot fehlte, und als ich versuchte, da wiedereinzusteigen, hatte ich immer noch keinen Plot und musste überhaupt erst einmal rekonstruieren, was ich sonst noch für dieses Buch geplant hatte. Aber ich hatte einen Trumpf im Ärmel: Die Perspektive dieses Kapitel war die von Varyns Bruder Gaven, und Gaven hat wirklich den pflegeleichtesten POV der ganzen Reihe. Ich war in Null Komma Nix wieder in Gavens Erzählstimme, und dass ich sie dann zehn oder so Seiten lang nur für Landschaftsbeschreibungen genutzt habe, war eine Fingerübung, um wieder in die Geschichte reinzukommen.

Normalerweise schreibe ich nicht gern in dem Wissen, dass es für die Tonne ist, aber nach zwölf Jahren Pause, nachdem ich das Buch schon so gut wie aufgegeben hatte, streiche ich gern auch mal zwanzig Seiten weg, wenn ich dafür den Rest der Geschichte retten kann.… Weiterlesen

bookmark_borderQuo Vadis, Opus Magnum?

Vor über dreiundzwanzig Jahren, im Februar 2000, hatte ich die Idee für eine neue Geschichte – nein, nicht irgendeine neue Geschichte. Ein Großwerk. Mein Opus Magnum. Das klingt jetzt erst mal größer, als es in dem Moment wirklich war – schließlich hatte ich bereits das Buch, an dem ich damals eigentlich arbeitete, als  »Opus Magnum« bezeichnet. Das war die »Spinnwebstadt«, ich hing im vierten von vier Teilen, kam nicht voran, und immer, wenn es bei mir irgendwo klemmt, macht sich mein Hirn auf die Wanderung und sucht nach neuen Ideen. »Die Spinnwebstadt« sollte dann nach zähem Ringen drei Jahre später fertig werden, immerhin um die tausend Normseiten sind es am Ende geworden, und ich konnte stolz darauf sein – aber das ist nichts im Vergleich zu dieser neuen Idee. Tausend Seiten? Darüber können die »Chroniken der Elomaran« nur lachen. Und sieben Jahre, die ich an der »Spinnwebstadt« gearbeitet habe? Darüber erst recht. Dreiundzwanzig Jahre, Baby! Und noch kein Ende abzusehen …

Dabei war die Ausgangsidee erst einmal nicht übermäßig groß. Wenn ein König seine Krone verliert, und ein anderer findet die zufällig morgens in seinem Vorgarten und nimmt sie an sich – wer ist dann der rechtmäßige König? Das war alles, eine Idee, angelehnt an ein Referat über die Insignien des Heiligen Römischen Reichs, das ich ein paar Jahre davor während meines Studiums gehalten hatte.… Weiterlesen

bookmark_borderWat kütt? Dat kütt! IV

Silvester steht vor der Tür – Zeit für meine jährlichen guten Schreibvorsätze, aka. WKDK: Die Liste der Werke-in-Arbeit, die aus dem alten Jahr ins Neue mitgenommen werden. Das heißt nicht, dass die alle jetzt fertig werden müssen – aber zumindest ein paar von ihnen will ich hier in einem Jahr nicht mehr sehen. Namentlich diejenigen, die schon auf meinem letzten, vorletzten und drittletzten WKDK gestanden haben, meinen Schreibvorsätzen für 2011. Die umfassten damals nur sechs Titel – und zwei von denen sind immer noch nicht fertig. Inzwischen ist die Werksliste auf zehn Bücher angestiegen (zwischenzeitlich waren es mal dreizehn …) – und auch wenn ich schon des öfteren gegen meinen Grundsatz verstoßen habe, nur dann etwas Neues anzufangen, wenn auch etwas Altes fertiggeworden ist: Diesmal meine ich es ernst. 2016 gibt es also von mir:

Die Spiegel von Kettlewood
England, 1871. Iris Harding ist erst vierzehn Jahre alt und hat doch schon länger als ihr halbes Leben in der Textilfabrik gearbeitet, als ihre Mutter stirbt und sie noch ärmer als zuvor zurücklässt. Mit einer alten Schachfigur, die sie im Nachlass der Mutter gefunden hat, macht sich Iris auf zum Herrenhaus Kettlewood in Essex, wo die Mutter einmal gearbeitet hat und wo auch Iris‘ leiblicher Vater zu finden sein muss.… Weiterlesen

bookmark_borderWat kütt? Dat kütt! III

Warum war das Schreibjahr 2013 so ein Flop? Ganz einfach: Weil ich zum Jahreswechsel mein jährliches WKDK verpennt habe. Damit mir das in diesem Jahr nicht noch einmal passiert, ist hier nun die Liste derjenigen Werke, an denen ich 2014 zu arbeiten gedenke. Und es ist eine lange Liste. Kein einziges neues Buch ist dabei, nur Baustellen, die sich in den letzten Jahren angehäuft haben, und weil im vergangenen Jahr nichts fertig geworden ist, bin ich jetzt wirklich im Zugzwang. Schon jetzt habe ich fast für jeden Monat des Jahres eine neue Baustelle – und das heißt, ich darf wirklich nichts neues anfangen, bevor nicht ein, besser mehrere Bücher von der Liste abgearbeitet sind. Das, oder ich muss Projekte in Rente schicken – und das will ich wirklich nicht. Es geht ja nicht um Bücher, die nach einem Probekapitel gescheitert sind, sondern um lauter Ideen, die es schon auf mehr als hundert Seiten gebracht haben und mir zu lieb zum Begraben sind. Sie alle bringen Probleme mit sich, jedes hakt und klemmt auf seine eigene Art – aber sie sollen geschrieben werden, und auch wenn sicher nicht jedes einzelne von ihnen 2014 fertig werden kann, hoffe ich, dass ich zum Jahreswechsel doch das eine oder andere abzuhaken habe.… Weiterlesen

bookmark_borderWarum ich keine Schwulenbücher schreibe

Als ich neulich den Artikel geschrieben habe über den chronischen Alkoholismus meiner Protagonisten, hätte ich natürlich ein weiteres Element erwähnen müssen, das sich wie ein roter Faden durch meine Geschichten zieht: Ich habe einen ziemlich hohen Anteil homosexueller Figuren. Das sollte in der heutigen Zeit kein Problem mehr sein, wo Homosexualität auch überall sonst in den Medien präsent ist. Es gibt sogar eigene Verlage für schwule Literatur, und könnte ich da nicht eine perfekte Nische finden für Figuren wie Alexander aus den Chroniken der Elomaran oder Percy, der in der Schattenuhr zu seiner eigenen Verwunderung nicht nur mit einem Mann im Bett landet, sondern auch noch realisieren muss, dass das nicht sein erstes Mal war. Ich könnte da sogar den von mir favorisierten Schluss des Puppenzimmers unterbringen, in dem es am Ende eine süße Romanze zwischen Florence und Lucy gibt. Aber das will ich nicht. Ich schreibe keine Schwulenbücher, ich schreibe keine Heterosexuellenbücher, noch nicht einmal Bisexuellenbücher – ich schreibe Bücher. Punkt.

Auch wenn ich ganz traditionell einen Mann geheiratet habe, werde ich mich auch weiterhin für die Rechte von Schwulen und Lesben stark machen – oder, wie das heute so schön heißt, LGBTQs, um auch ja niemanden auszulassen – und dazu gehört für mich auch das Recht, in ganz normalen Büchern und Filmen präsent zu sein und nicht nur in Schwulenbüchern und -filmen.… Weiterlesen

bookmark_borderTag Sieben: Nicht ohne meine Mucke

Mein Blog schleppt sich gerade etwas langsam vor sich hin, nicht, weil ich gerade so wenig schreibe, sondern weil ich es so viel tue, dass zum Bloggen gerade nicht viel Zeit bleibt. Trotzdem, es ist einmal wieder soweit, dass ich mir die nächste Frage von unserem allseits beliebten Dreißig-Tage-Fragebogen vornehme, und wir sind schon angekommen bei
7. Hörst du Musik beim Schreiben? Was für welche? Hast du Lieder, die genau zu deinen Figuren passen?

Meine Mutter dürfte das jetzt nicht sehen, zum Glück liest sie meine Blogs nicht, aber sie war schon immer dagegen, dass ich beim Arbeiten Musik höre. Gut, das stammt aus dem Jahr 1981 und bezieht sich auf meine Hausaufgaben, aber das Argument dahinter ist der gleiche: Wer geistige Arbeit leistet, muss sich dabei konzentrieren und soll sich nicht ablenken lassen, erst recht nicht durch Musik (dass ich manchmal beim Schreiben fernsehe, soll sie noch weniger erfahren, aber danach wird hier ja nicht gefragt). Tatsache ist, wenn ich keine Hintergrundbegleitung habe, kann ich nicht gut schreiben. Für mich ist Musik – die richtige Musik, versteht sich – das weiße Rauschen, dass ich brauche, um nicht ständig abgelenkt zu werden, mir andere Gedanken zu machen oder sonstwie abzuwandern und Dinge zu tun, die gerade nicht anliegen.… Weiterlesen

bookmark_borderWat kütt? Dat kütt! II

Das Schreibjahr 2011 war ohne Zweifel das fruchtbarste meines ganzen Lebens. Nicht nur habe ich mein Jahresziel von 500.000 Wörtern am Ende so locker erreicht, dass ich den Dezember über ruhig ausklingen lassen konnte und keinen Endspurt hinlegen musste, vor allem aber habe ich drei Romane fertiggestellt, einen davon mit über achthundert Seiten, habe einen Roman abgeliefert, der auch nach der Buchmesse positive Resonanz bei den Verlagen hervorgerufen hat, und habe erkannt, dass Schreiben das ist, womit ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Aber das beste ist, dass ich keinen Zweifel daran habe, im Jahr 2012 das Ergebnis nochmal zu übertreffen. Nicht unbedingt an Quantität – 500.000 Wörter sind eine schöne Menge, das muss nicht unbedingt mehr werden – aber doch an Qualität. Ich bin schon gut, aber ich kann und muss mich immer noch steigern. Und so folgen nun, nach meinen letztjährigen Guten Schreibvorsätzen, die ich fast alle eingehalten habe, die Werke in Arbeit, die ich ins neue Jahr mitnehmen werde.

Mohnkinder
Als ein Geniestreich hat sich mein Nanowrimo-Neuzugang in diesem Jahr erwiesen. Mit weniger als zehn Tagen zwischen Idee und Drauflosschreiben hätte das Schlimmste dabei herauskommen können, aber tatsächlich ist mir Percy ans Herz gewachsen wie lange kein Held mehr, die Recherchen machen Spaß, der Plot kommt gut an, und sogar meine Eltern waren vom Konzept überzeugt, eingeschlossen meinen Vater, der noch nie etwas von mir hat lesen mögen.… Weiterlesen

bookmark_borderWas zu erzählen

Es ist nicht lange her, da bin ich von meinem Jahresziel von 500.000 Wörtern auf 400.000 runtergegangen. Bedingt durch meine veränderte Lebenssituation schreibe ich aber jetzt zumindest inoffiziell wieder an der halben Million – mein Ziel für den August, dank Camp Nanowrimo, sind 50.000 Wörter, und ich liege gut im Rennen, habe mir sogar schon anderthalb Tage Vorsprung rausgeschrieben. Jetzt habe ich noch eine Woche zu arbeiten, dann kommt mein Resturlaub, und ich werde zusehen, dass ich diese Ziel auch für die restlichen Monate des Jahres schaffe. An einem soll es jedenfalls nicht scheitern: Ich habe genug Geschichten, an denen ich arbeiten kann. Mich entsetzen immer die Autoren, die genau ein Werk haben, das dann jahre- bis jahrezehntelang überarbeitet wird, auf das sie ihre ganzen Hoffnungen setzen, und wenn sie keinen Agentur- oder Verlagsvertrag für dieses eine Werk bekommen, geht für sie die Welt unter. Dabei würde ich weder als Agentur noch als Verlag einen Autor an Bord nehmen wollen, der verspricht, ein One-Hit-Wonder zu werden.

Bei mir ist es gerade umgekehrt. Selbst wenn ich jetzt bis zum Jahresende noch jeden Monat im Nano-Format schreibe, werde ich trotzdem nicht alles schaffen, was ich mir für 2011 vorgenommen habe. Der Plan sieht gegenwärtig ungefähr so aus: Ich schreinbe Das Haus der Puppen fertig – da stehe ich nach meiner Berechnung gerade bei der Hälfte, und ich denke, ich brauche noch mindestens den halben September, um es zu einem Ende zu bringen, wenn ich mit einer Gesamtlänge von um die 400 Normseiten rechne.… Weiterlesen