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Seelenschuld, oder Briefe aus der Tiefe

Immer klarere Formen nimmt die Fortsetzung von Alexanders Geschichte an. Gegenwärtig habe ich eine Handlung im Kopf, die genau das ist, was ich immer schon mal schreiben wollte und gleichzeitig eine logische Fortsetzung von Engelsschatten und Schwanenkind. Sie hat nur einen kleinen Schönheitsfehler: Sie macht Varyn effektiv überflüssig.

Ich könnte es mir also jetzt einfach machen, Varyn wegwerfen und statt dessen Alexanders Geschichte mehr oder weniger geradlinig zuendebringen. Aber das ist nicht meine Art – weder das Wegwerfen, noch das Geradlinige. Es bleibt also bei einer zweigleisigen Handlung, bei der Konstallation Alexander vs. Varyn. Aber ich habe endlich das Problem in den Griff bekommen, was es mit Alexanders Motivation auf sich hat, und eine dicke Plotschwäche in den Griff bekommen.
Der Fehler war folgender:

Erst habe ich mit Engelsschatten und Schwanenkind ein düsteres Suspense-Setting aufgebaut. Warum schreit die Totenmagd? Was haben die schwarzen Schwäne auf sich? Welche Schuld hat Alexander auf sich geladen? Fragen über Fragen, auf denen sich ein großes Epos aufbauen ließe – und doch sah der Plan vor, daß ab der Plotzusammenführung im dritten/fünften Band nur noch die Frage im Mittelpunkt stehen sollte, ob Varyn sein Schicksal erfüllt oder Alexander ihn erfolgreich daran hindern kann. Und alles andere sollte sich als Irrtum, alter Mythos oder böswilliges Gerücht herausstellen. Die Nilomaran? Ein Ammenmärchen.

Was für ein Schwachsinn! Was für ein Haufen verschenkter Ideen!
Der dritte/fünfte Band hat endlich einen Namen bekommen: Seelenschuld. Und wer sich sicher ist, sich wirklich die Spannung nehmen zu lassen, der folge dem Link und lese, was wirklich passieren wird:

Ich werde die Nilomaran zu dem Handlungsmittelpunkt machen, der sie von Anfang an zu sein vorgaben. Es gibt sie, die schwarzen Schwäne. Sie sind wirklich die Vorboten des Abgrunds. Und sie verkünden die Ankunft ihres Königs.

Die Elomaran sind die Augen des Himmels, die mehr oder weniger guten Wächter über die Geschicke der Menschen. Schön, strahlend, sexy. Die Nilomaran sind ihre dunklen Brüder, finster, gesichtslos, ungeflügelt, böse. Sie haben nur ein Problem: Sie sitzen unter der Unterseite der Welt, weit weg von dem Leben, das sie gerne zerstören würden. Die Welt sitzt wie ein Pfropf zwischen den verfeindeten Aspekten, und während die Elomaran das ganz gut finden, hätten die Nilomaran gern freie Schußbahn auf ihre Erzfeinde.

Aber die Wege der Engel sind ihren versperrt. Sie können nicht mal eben die Welt bereisen und ein paar Kinder zeugen, die fortan dort herrschen. Es gibt keine Schattengeborenen, auch wenn das ein schönes Wort ist. Alles, was sie haben, sind die Toten, die man ihnen anvertraut. Vielleicht eine nette Geste, aber nichts, womit sie wirklich etwas anfangen können. Tot ist tot.

Was passiert, wenn ein Lebender in den Nilomar stürzt? Das, was zu erwarten ist: Er stirbt. Nicht sofort, aber es gibt einen Punkt, die Grenze des Unsichtbaren, eine Art Schleier, den keine lebende Seele durchdringen kann. Erreicht ein Mensch diesen Punkt, trennen sich Seele und Körper – und die Seele tut das, was von ihr zu erwarten ist, und steigt doch noch endlich gen Himmel auf, auch wenn ein wahrlich weiter Weg vor ihr liegt. Einzig die Seele eines Engelsgeborenen, die bekanntlich schwerer wiegt als die eines Menschen, hat die Kraft, diese Grenze zu durchbrechen. Und landet in den dunklen Händen der Nilomaran, als das Werkzeug, auf das sie seit Ewigkeiten warten.

Nein, davon wußten die Leute nicht, als sie die Pforten zum Nilomar mit steinernen Türen versiegelten – das mehr mehr eine Vorsichtsmaßnahme, damit niemand hineinfällt. Nur Ammenmärchen warnen davor, daß etwas herauskommen könnte… Und nun kommt etwas heraus. Jemand. Einer, der einst ein Engelsgeborener war. Koris.

Warum schreit die Totenmagd? Weil sie in den Augen des toten Königs sieht, daß etwas nicht stimmt. Aber sie begreift nicht, was es ist. Sie ahnt, daß sie Schuld auf sich geladen hat, doch ihre Schuld ist nicht der Schrei. Ihre Schuld ist, daß sie den toten König in sein Schwanengewand einnäht und den Tiefen des Nilomar übergibt, ohne sich einer Sache vergewissert zu haben: Nämlich, daß er auch wirklich tot ist.

Aralee hat Koris vergiftet. Doch das Gift bringt ihn nicht um. Vielmehr versetzt es ihn in einen totesähnlichen Schlaf. Keine Atmung, kein Herzschlag. Und ein EEG-Gerät besitzt Lyda natürlich nicht, um noch Hirnströme bei dem vermeintlichen Leichnam festzustellen. Also ab damit in den Nilomar!
Keine Angst, Koris, es ist nicht für immer…

In Seelenschuld erfährt Alexander, über den Umweg eines Traumes, daß sein Bruder noch lebt. Da Anders gerade auf der Flucht durch die Wälder Indiradins ist – er hat gerade, wie bereits im letzten Plot-Plan angekündigt, seine Verlobte ermordet und damit Halans Liebe endgültig verloren – ist das der einzige Strohhalm, an den er sich klammern kann. Er weiß nicht, zu was für einem GFeschöpf Koris geworden ist – und selbst wenn, er würde es nicht glauben: Er denkt ja auch immer noch, daß Wahre Liebe sie verbindet und er nicht nur das Opfer scheußlichen Mißbrauchs ist. Doch er ist bereit, Koris aus dem Abgrund zurückzuholen, egal um welchen Preis, selbst wenn er persönlich in den Nilomar hinabsteigen muß…

Also, die gute Nachricht für alle Halan-Freunde: Halan bleibt natürlich am Leben. Aber seine und Alexanders Wege werden sich in diesem Band trennen. Maelien, Aralee und Ember sterben wirklich. Lyda kehrt zu den Schwestern der Stille zurück, die sie darüber aufklären, daß sie ein Monster geschaffen hat, lassen sie aber trotzdem ein, damit sie Buße tun kann (Lyda ist ein wichtiger Punkt der Handlung, aber nicht für große Aktivitäten und Abenteuer geeignet). Warum sie Natara dorthin mitnimmt, weiß ich noch nicht, aber sie tut es. Jurik klinkt sich aus der Handlung aus, um seßhaft zu werden – er hat seine Rache und ist damit erstmal am Ziel, wir sehen ihn aber in einem späteren Band wieder. Dafür darf er Roveen heiraten.
Und auf der anderen Seite?

Varyn wird König dreier Länder und erfährt, daß er die Welt vor Chaos und Vernichtung retten muß. Wer ihm ansonsten das Leben schwer macht, kann ich noch nicht sagen – dafür müssen erst Dämmervogel und Falkenwinter geschrieben sein. Ich plane aber zumindest Dannen und Gaven für die weitere Handlung ein, wer sonst noch lebt, wird sich zeigen.

Also wird es jetzt doch ein ganz klassischer Junge-aus-einfachen-Verhältinssen-rettet-die-Welt-Plot? Nein. Nicht meine Absicht. Ich behalte mir meine virutellen Fallstricke und Hintertürchen offen. Habe nicht vor, die nächsten Jahrzehnte an ein Klischee zu verschwenden. Es gibt zwar, anders als in all meinen anderen Geschichte, endlich mal wirklich Gut und Böse, aber wie immer ist die gefährlichste Gesinnung von allen Neutral. Wie das Schicksal. Und das wird auch weiterhin eine entscheidende Rolle spielen…

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