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Varyn – eine Rand-Erscheinung?

Ich hab ihn ja herzlich gern, den Varyn. Er ist ein schmucker Bursche und kann als männliches Size-Zero-Model über den Laufsteg flanieren, aber er hat mehr zu bieten als nur ein gutes Aussehen und ein paar Pfund zu wenig auf den Rippen. Er ist ein ausgefeilter Charakter, auf den ich stolz bin, auch wenn er manchmal ein bisschen zu extrem geraten ist – muss er denn wirklich essgestört sein und an Wahnvorstellungen leiden und ein Alkoholproblem haben? Darüber lässt sich sicher streiten. Meine Sorge bei Varyn sind anderer Natur: Ich habe Angst, dass er einem anderen literarischen Charakter zu sehr ähneln könnte – und dieser andere Charakter stammt nicht von mir.

Ich würde mich daher sehr freuen, mal ein Feedback zu Dämmervogel und Falkenwinter zu bekommen von jemandem, der mit Robert Jordans Wheel of Time-Zyklus vertraut ist. Ja, ich weiß, ich reite dauernd auf Jordan rum, weil er gestorben ist, bevor er sein Epos abschließen konnte und so, aber der Hauptgrund ist, das dies der letzte große Fantasyzyklus ist, den ich gelesen habe, zumindest bis mir nach Buch Sieben die Bücher ausgingen und man jahrelang auf den nächsten Band warten musste. Seit ca. 1999/2000 habe ich also selbst nichts mehr davon gelesen, aber mein Freund hat sich bestimmt dreimal durch alle erschienenen Bände gearbeitet und ist auch auf dem aktuellen Stand – ja, das wurmt, wenn der eigene Freund lieber dreimal (!) zehntausend Seiten eines anderen Kerls liest, als zwei kleine Bücher der eigenen Freundin. Aber vielleicht gibt es ja hier im Blog auch jemanden, der mir beruhigend sagen kann, dass Varyn doch ganz, ganz anders ist als Rand al’Thor.

Die Parallelen liegen auf der Hand: Beide wachsen irgendwo am Arsch der Welt auf, haben aber Verwandte am Königshof, sind auserwählt, die Welt zu retten, stehen plötzlich mit einem heiligen Schwert in der Hand da, und wenn das noch nicht reicht, sind sie auch noch beide ständig im Begriff, den Verstand zu verlieren. Die allgegenwärtige Plagiatsdebatte hat mich jetzt also kalt erwischt, und ich muss mich fragen, wieviel von Varyn jetzt auf meinem eigenen Mist gewachsen ist und wieviel fremdgeborgt. Natürlich, verklagen wird mich deswegen niemand, Ideen sind nicht schützbar, aber trotzdem – ich will mit meinen eigenen Ideen durchstarten und nicht mit dem gleichen Kram, mit dem andere seit Jahren Erfolg haben.

Die Parallelen zwischen Varyn und Rand sind nicht ganz unbeabsichtigt – es war durchaus die Absicht, mit den Klischees zu spielen, und auserwählte Weltenretter königlichen Blutes aus der tiefsten Provinz gehören zu den allerältesten Zutaten der klassischen Fantasy, und da ich von Anfang an vorhatte, ein klassisches Werk epischen Ausmaßes zu schreiben, habe ich da auch tief in die Klischeekiste gegriffen, um dann doch etwas ganz anderes drauszumachen. Und darum ist es mir auch wichtig, dass Varyn mein eigenes Kind ist, meine Schöpfung, mein Schatz. Wie sieht es aus – ist hier jemand anwesend, der beide Helden kennt und mir helfen kann? Oder muss ich damit rechnen, dass mir in Zukunft Lektoren das Werk um die Ohren hauen werden, weil es zu sehr beim Rad der Zeit abgekupfert ist? Über Kommentare und Hilfe freue ich mich sehr!

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